Die Schweinedysenterie wird verursacht durch den Erreger brachyspira hyodysenteriae. Dieses spiralfömige bewegliche Bakterium siedelt sich in der Darmschleimhaut an und vermehrt sich dort. Anschließend kommt es zu einer intermittierenden Ausscheidung der Erreger. Diese zeitweise Ausscheidung erschwert den Erregernachweis.
Zur Erkrankung der Schweine kommt es unter Praxisbedingungen in der Regel erst, wenn zusätzliche resistenzmindernde Faktoren wie Stallwechsel, Transport, Futterwechsel, mangelhaftes Stallklima das Abwehrsystem der Tiere schwächen. Die Übertragung von Tier zu Tier erfolgt über die Aufnahme brachispirenhaltigen Kotes. Hauptinfektionsquelle für Mastbestände ist der Zukauf von (klinisch unauffälligen) Ferkeln aus chronisch infizierten Erzeugerbetrieben. Ein weiteres wichtiges Erregerreservoir sind Schadnager wie Ratten und Mäuse, welche die Brachyspiren im Darm über Monate beherbergen und entsprechend lang auch ausscheiden.
Das klinische Bild im Schweinestall wird bestimmt durch akute bis chronische Durchfälle von Zementgrau über Kakaobraun bis Blutrot. In vielen Fällen ist der Kot stark von Schleim durchsetzt, der von der Darmschleimhaut als Reaktion auf die Erreger in den Krypten gebildet wird. Dieser Schleim wird von den Buchtengenossen gierig aufgenommen, was die Ausbreitung der Erkrankung in einer Tiergruppe fördert. Akut erkrankte Tiere weisen oft aufgrund der drastischen Darmentleerung eine eingefallene Flanke auf (Wespentaille), die oft leichter zu entdecken ist als der dünne Strich Durchfallkot in der Analgegend. Wenn nicht antibiotisch behandelt wird, erkranken im Laufe der Zeit die meisten Tiere einer betroffenen Gruppe, es kann zu erheblichen Tierverlusten kommen.
Dass diese Erkrankung immer noch die Gesundheit der Schweinebestände im Land bedroht, liegt daran, dass Zuchtsauen die Erreger über Jahre in sich tragen und ausscheiden können, ohne je selbst zu erkranken. Auch der Erregernachweis gelingt bei solchen nicht selbst erkrankten Tieren nur schwer.
Für die antibiotische Behandlung der Schweinedysenterie sind zugelassene Präparate mit den Wirkstoffen Tiamulin, Valnemulin, Lincomycin, Tylvalosin und Tylosin auf dem Markt. Gegenüber Tylosin zeigten sich in einer Studie jedoch 99 % der Isolate aus Deutschland resistent. Um eine Erregereliminierung aus dem Darm zu erreichen, ist eine Behandlungsdauer von mindestens 21 Tagen erforderlich.
Will man den Erreger aus einer latent infizierten Sauenherde oder aus einem geschlossenen Betrieb eliminieren, reicht eine lang andauernde antibiotische Behandlung aller Tiere allein nicht aus. Es muss vielmehr durch ein Paket von Maßnahmen sichergestellt werden, dass alle möglichen Infektionswege und Erregerreservoirs „ausgetrocknet“ werden.
Bevor man überhaupt mit einer Sanierung startet, sollte man sich nicht nur um die Infektionswege im eigenen Betrieb Gedanken machen, sondern auch sicher abklären, dass die zugekauften Jungsauen dysenterieunverdächtig sind und ob es in der unmittelbaren Nachbarschaft dysenterieverseuchte Bestände gibt. Wenn das der Fall ist, dann hat nur eine Gemeinschaftssanierung Sinn.
Der sicherste Weg der Sanierung führt über die Bestandsräumung mit anschließender gründlichster Reinigung und Desinfektion einschließlich Entleerung der Güllekeller, Behandlung der Restgülle mit Alzogur, gründlicher Schadnagerbekämpfung und am Ende Bestandsneuaufbau mit dysente-rieunverdächtigen Jungsauen.
Alternativ ist auch eine Sanierung ohne Bestandsräumung möglich. Das Risiko, dass man es nicht schafft, den Erreger vollständig zu tilgen, ist aber erheblich größer. Das Prinzip einer solchen Sanierung ist, dass durch eine deutlich über 21 Tage lange Medikation die Erreger aus dem Darm der Tiere eliminiert werden und gleichzeitig über Entfernung von Gülle und Kot, sukzessive Reinigung und Desinfektion aller Abteile des Betriebes sowie weitere flankierende Hygienemaßnahmen sichergestellt wird, dass die Schweine keine Brachyspiren aus ihrer Umgebung aufnehmen können.
Ein solches Konzept funktioniert nur, wenn der Betriebsleiter ein hohes Maß an Selbstdisziplin aufbringt und er bereit ist, mithilfe professioneller Unternehmen bei der Schadnagerbekämpfung und Reinigung und Desinfektion zu arbeiten. Darüber hinaus müssen alle Gebäude und Verkehrsflächen gut zu reinigen und zu desinfizieren sein.