Wochenblatt-Leser Franz-Josef B. in A. fragt: Wir bewirtschaften einen mittleren Sauenbetrieb mit angeschlossener, eigener Schweinemast. Die Ferkel werden seit vielen Jahren gegen Circovirus geimpft. In jüngster Zeit habe ich aber den Eindruck, dass die typischen Probleme wie Kümmern und Blässe wieder häufiger auftreten. Woran könnte das liegen? Was ist zu tun?
Dr. Claudia Lambrecht, Schweinegesundheitsdienst, LWK NRW, antwortet: Sie sollten Ihren Hoftierarzt hinzuziehen, der die Tiere im Stall untersucht, gegebenenfalls ergänzt durch Labordiagnostik und Sektionen, um die Ursache für die Krankheitserscheinungen zu ermitteln.
Blässe und Kümmern
Das Kümmern und die Blässe können verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Magengeschwüre, eine Infektion mit Lawsonien („PIA“), die Glässersche Krankheit oder eine Eperythrozoonose (Blutarmut durch erregerbedingte Schädigung der roten Blutkörperchen). Aber auch Circoviren können diese Symptome hervorrufen.
Porcine Circoviren vom Typ 2 (PCV2) sind trotz jahrelanger Impfung der Ferkel weiter in den Beständen vorhanden. Falls sie sich als Ursache der Probleme herausstellen, sollte zunächst das Impfmanagement hinterfragt werden. Stimmen Impfzeitpunkt, Dosis, Nadellänge und Impfstoffaufbewahrung? Sind die Tiere bei der Impfung gesund und haben keine geschwächte Immunabwehr, beispielsweise durch Mykotoxine? Wird alles richtig gemacht beim Mischen, falls der Impfstoff mit anderen Impfstoffen, zum Beispiel gegen Mykoplasmen oder PRRS, gemischt wird?
Begleitinfektionen beachten
Aktuelle Erkenntnisse aus Untersuchungen zur Krankheitsentstehung (Prof. Nauwynck, Gent) zeigen, dass Kofaktoren – insbesondere Begleitinfektionen, aber auch Managementfaktoren – einen großen Einfluss auf die Ausprägung der Krankheitssymptome bei Circovirus-Infektionen haben. Neben der Impfung der Ferkel gegen PCV2 sollten daher auch immer Begleitinfektionen wie PRRS oder Influenza unter Kontrolle gebracht werden. In Absprache mit dem Hoftierarzt kann auch eine Impfung der Sauen gegen PCV2 sinnvoll sein.
Im Bereich Management können die sogenannten 20 Punkte nach Madec hilfreich dabei sein, PCV2 und andere Infektionskrankheiten zu beherrschen. Sie wurden schon empfohlen, bevor die PCV2-Impfstoffe zur Verfügung standen. Die Madec-Punkte listen die wichtigsten Maßnahmen zur Infektionskettenunterbrechung und für eine gute Immunabwehr auf.
Gutes Management erforderlich
Es geht unter anderem um ein konsequentes Rein-Raus-Belegen, kein Mischen von Altersgruppen, die Reinigung und Desinfektion, das Ferkelversetzen nur in den ersten 24 Stunden nach der Geburt, um die Belegedichte, Luftqualität und Temperaturschwankungen, Nadel- und Klingenwechsel, das Separieren kranker Tiere und die rechtzeitige Nottötung. Wer diese Punkte ernst nimmt, legt die Grundlage für eine gute Bestandsgesundheit.
PCV2- und PCV3-Stämme
Was die Circovirus-Impfung betrifft, so kann aktuell von einer guten Abdeckung der bei uns zirkulierenden PCV2-Stämme (der Typ PCV2 d ist bei uns zurzeit vorherrschend) durch die zur Verfügung stehenden Impfstoffe ausgegangen werden. Dennoch sollte bei Auftreten von Circo-Problemen trotz korrekter Impfung auch der Impfstoffhersteller angesprochen werden, um der Ursache weiter auf den Grund zu gehen.
Auch PCV3 kommt bei uns häufig vor. Die krankmachende Bedeutung ist aber noch nicht ausreichend geklärt, insbesondere der Zusammenhang zwischen Erregernachweis und Krankheitserscheinungen. PCV3 wird von unseren PCV2-Impfstoffen nicht abgedeckt, da es sich zu stark von PCV2 unterscheidet.
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(Folge 1-2024)