Wochenblatt-Leser Leonard D. in V. fragt: Was könnte das mittlere Tier auf dem Foto haben? Es ist genauso alt (ein Jahr) wie die anderen beiden und frisst ganz normal, wächst allerdings schon länger nicht mehr.
Dr. Beate Streuff, Tiergesundheitsdienst, LWK NRW, antwortet: Anhand eines Fotos ist es nicht möglich, das Tier klinisch zu untersuchen und eine fundierte Diagnose zu stellen. Das bedeutet, dass lediglich Verdachtsmomente geäußert werden können:
Mögliche Gründe
Beim Fleckvieh ist der sogenannte Zwergwuchs bekannt. Die Kälber weisen meist geringe Geburtsgewichte sowie eine spitze Kopfform auf und entwickeln sich nicht altersgemäß. Ebenfalls ist beim Fleckvieh eine weitere genetische Wachstumsverzögerung bekannt: der Fleckvieh-Haplotyp 2 (FH2). Dabei sind die Geburtsgewichte und die Kopfform unauffällig. Diese Tiere bleiben jedoch im Wachstum deutlich zurück und erreichen trotz optimaler Fütterung im Alter von etwa einem Jahr nur rund 250 kg Lebendgewicht. Durch entsprechende Anpaarung ist dieser Erbfehler vermeidbar. Andererseits kann ein verzögertes Wachstum auf eine gesundheitliche Beeinflussung bereits im Kälberalter zurückzuführen sein. Vor allem Kälber, die schwere Lungenentzündungen hatten, welche auch chronisch werden können, können durch dauerhafte Lungenschädigungen stark betroffen sein. Auch andere Erkrankungen wie Parasitosen oder ein deutlicher Mangel an Mineral- oder Spurenelementen kann zu Kümmerern führen. Dabei sind dann meist aber mehrere Tiere betroffen. Ein optimales Gesundheitsmanagement (Kolostrummanagement, Impfungen, Haltung und Fütterung) hilft dabei, diese Störungen zu vermeiden.
Eine Infektion des Muttertieres mit BVD (Bovine-Virus-Diarrhoe) während der Trächtigkeit kann zu den sogenannten Virämikern führen, die früher häufig einen Kümmererhabitus aufwiesen. Dieses deutliche Krankheitsbild ist in den vergangenen 20 Jahren aber kaum noch zu beobachten gewesen. Heute werden solche Tiere üblicherweise durch die Ohrstanzproben beim Einziehen der Ohrmarke erkannt. Im Infektionsfall müssten die Tiere eingeschläfert werden.
Lesen Sie mehr:
(Folge 26-2022)