Der angeblich so hohe Wasserverbrauch, der häufig mit der Produktion tierischer Produkte in Verbindung gebracht wird, bezieht sich nicht nur auf Tränkewasser, sondern vor allem auf sogenanntes „virtuelles“ Wasser.
Beim Tränkewasserbedarf gibt es Unterschiede, die sich aus Tierart und Lebendmasse ergeben. Außerdem sind Leistung und Umgebungstemperatur wichtig. Eine Kuh, die am Tag 27 kg Milch gibt, nimmt bei einer Temperatur von 15 °C etwa 100 l Wasser auf. Bei 28 °C und 45 kg Milchleistung hat eine Kuh einen Bedarf von über 170 l Wasser am Tag. Bei Mastbullen mit einer Lebendmasse von 300 kg liegt der Wasserbedarf bei 20 bis 35 l. Mastschweine, die 50 bis 80 kg auf die Waage bringen, nehmen täglich etwa 5 bis 9 l auf.
Als virtuelles Wasser wird die gesamte Wassermenge bezeichnet, die bei der Herstellung einer Ware oder einer Dienstleistung anfällt. Dabei werden sehr hohe und pauschal ermittelte oder geschätzte Daten verwendet. So werden beispielsweise für 1 kg Rindfleisch rund 15.000 l Wasser und für 1 kg Schweinefleisch rund 11.000 l als „Verbrauchswerte“ genannt.
Die hohen Mengen kommen dadurch zustande, dass die Futtererzeugung einbezogen wird. So wird für den Anbau von 1 kg Weizen schon ein Wasserverbrauch von 1.300 l angenommen.
Zum Erhalt der organischen Substanz der Pflanze werden etwa 4,5 l des aufgenommenen Wassers benötigt. Es ist immer von „Verbrauch“ die Rede, obwohl das Regenwasser, das ohnehin auf die Pflanzen fällt, nach der Transpiration der Umwelt durch Verdunstung wieder zur Verfügung steht. Der Wassergehalt im Futter ist ebenfalls nicht verschwendet, sondern wird von den Tieren in wertvolle Lebensmittel umgesetzt oder ausgeschieden. Ebenso das Tränkewasser. Dass die aufgenommene Flüssigkeit nicht „verbraucht“ ist, sondern den Pflanzen als Dünger (in Form von Gülle) zur Verfügung steht, wird nicht berücksichtigt.
Die hohen Werte entstehen außerdem durch das Einbeziehen des Wassers, das bei der Schlachtung sowie in der verarbeitenden Lebensmittelindustrie anfällt.
Beim Anfall der Gülle muss ebenfalls nach Tierart und Lebensmasse unterschieden werden. Eine Milchkuh, die 10.000 l Milch pro Jahr gibt, scheidet etwa 21 m3 Kot und Urin innerhalb eines Jahres aus, während bei einer 8000-l-Kuh jährlich etwa 20 m3 Gülle anfallen.
Ein Mastbulle mit einem Gewicht von 45 bis 625 kg produziert in einem Jahr etwa 6,7 m3 Flüssigdünger. Bei Mastschweinen fallen jährlich 1,5 m3 Gülle pro Tier und Jahr an.