Wochenblatt-Leser Michael T. fragt: Ich habe einige Mutterkühe. Seit vier Jahren erkranken die Kälber an Kokzidien. Das letzte Kalb war gerade elf Tage alt. Außerdem haben die Kälber oft auch eine Nabelentzündung in den ersten Tagen nach der Geburt. Warum habe ich diese Probleme in meiner Herde?
Dr. Melanie Eisert, Rindergesundheitsdienst, LWK NRW, antwortet: Kokzidien sind wirtsspezifische Darmparasiten. Beim Rind spielen verschiedene Arten der Gattung Eimeria eine Rolle. Unter dem im Sprachgebrauch üblichen Ausdruck „Kokzidiose“ ist im engeren Sinne eine Eimeriose gemeint.
Eimerien-Arten: Beim Rind können über 20 Eimerien-Arten vorkommen, wobei E. bovis und E. zuernii pathogen sind und die größte klinische Relevanz haben. Bei Weidetieren kann E. alabamensis zu stärkeren Befällen und zu schweren Enteritiden führen. Häufig treten diese etwa 14 Tage nach Weideaustrieb auf und betreffen vor allem erstsömmrige Rinder bis 15 Monate.
Probleme: Ausgeschiedene Oozysten sind langlebig und resistent gegenüber Trockenheit (> zwei Jahre auf der Weide). An feuchten und schattigen Stellen von Weiden können die resistenten sporulierten Oozysten viele Monate lebensfähig bleiben und überwintern.
Oft zeigen in betroffenen Herden bis zu 80 % der Kälber Durchfälle und sie können innerhalb von zwei bis drei Wochen bis zu 15 % ihres Gewichtes einbüßen. Die Erholungsphase dauert etwa vier Wochen.
Infektionsrisiko minimieren
Infektion: Betrachtet man den Entwicklungszyklus von Eimerien, braucht es von der oralen Aufnahme von infektiösen Ooysten (Eier) über verschmutztes Wasser oder Futter oder gegenseitiges Belecken (kotverschmiertes Fell) bis zur erneuten Ausscheidung von infizierten Stadien mindestens zwei bis drei Wochen. Somit sind Kälber normalerweise frühestens in der dritten Lebenswoche (21 Tage) betroffen. In Endemiegebieten von E. alabamensis wird empfohlen, erstsömmrige Kälber im Frühjahr nicht auf einer vorjährigen Jungtierweide, sondern auf Flächen mit geringem Infektionsrisiko weiden zu lassen, zum Beispiel Mähweiden, Pferdewiesen, notfalls Kuhweiden. Kälber sollten nicht mit Heu von kontaminierten Weiden gefüttert werden.
Durchfall bei jungen Kälbern: Das Auftreten von Kälberdurchfall bei Kälbern, jünger als ein Monat, entsteht häufig durch das Zusammentreffen von mehreren negativen Einflüssen. Dazu zählen neben den infektiösen Ursachen, wie in diesem Fall Kokzidien, vor allem das Haltungs- und Fütterungsmanagement sowie auch der Ernährungszustand und die Immunität der Kälber. Weitere Einflussfaktoren sind die Belegdichte sowie Stall- und Tränkehygiene.
Therapie: Bei Erkrankung von Kälbern innerhalb der ersten 14 Tage nach der Geburt können auch noch eine Vielzahl von anderen Erregern wie E. coli, Rota- und Corona-Virus, Kryptosporidien oder auch Salmonellen, auch als Mischinfektionen, eine Rolle spielen. Somit sollte versucht werden, von jedem neu erkrankten Kalb eine Kotprobe zu gewinnen, um für jedes Tier eine Diagnose zu finden. Nur so lässt sich eine entsprechende Therapie einleiten. Für die verschiedenen genannten Erreger sind aus pharmakologischer Sicht wirksame Präparate auf dem Markt. Aufgrund der massiven Schäden am Darmepithel ist es häufig auch notwendig, die Tiere zusätzlich antibiotisch zu behandeln. Wichtig ist vor allem, an einen Elektrolytausgleich zu denken und den Tieren Entsprechendes anzubieten.
Nabelentzündung: Hinsichtlich der von Ihnen erwähnten Nabelentzündungen ist ein Dippen des Nabelstranges mit Jod zeitnah nach der Geburt zu empfehlen. Weiterhin ist es wichtig, dass der Nabel gut abtrocknen kann. Dazu sind vor allem trockene Liegeflächen unabdingbar.
Bei weiteren Fragen können Landwirte gerne direkt mit dem Rindergesundheitsdienst NRW Kontakt aufnehmen.
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(Folge 2-2024)