Wochenblatt-Leserin Uta B. fragt: Nach dem Heuschnitt in der ersten Juniwoche haben wir den Zuckergehalt des Heus mittels Refraktometer gemessen. Er betrug 14 %, das ist wohl für Pferde zu hoch. Welche Gräser sind gut für die Nachsaat geeignet?
Hubert Kivelitz, Referent für Grünland, Futterbau und Zwischenfrüchte, Landwirtschaftskammer NRW, antwortet: Ein Zuckergehalt von 14 % in Anfang Juni geschnittenem Heu ist vergleichsweise hoch und deutet auf relativ hohe Anteile an zuckerreichem Deutschen Weidelgras im Pflanzenbestand hin.
Die Höhe des Zuckergehaltes ist zum einen genetisch determiniert, hängt aber wesentlich auch von der physiologischen Reifeentwicklung sowie von der Witterung vor der Ernte und der Dauer der Feldliegezeit bzw. den Anwelkbedingungen ab. Scheint in den Vortagen des Schnittes lange und intensiv die Sonne und sind die Nächte relativ kühl, dann kann mit relativ hohen Zuckergehalten im Gras gerechnet werden.
Aus dem absoluten Zuckergehalt lässt sich nicht pauschal eine ernährungsphysiologische Problematik für Pferde ableiten. Relevanter für die Rationsgestaltung ist der Fruktangehalt. Fruktan ist ein langkettiger Zucker, der, insbesondere bei leichtfuttrigen Kleinpferden bzw. Ponys mit genetischer Disposition, bei hohen Aufnahmemengen Hufrehe auslösen kann. Der Anteil von Fruktan am Gesamtzucker schwankt zwischen 40 und 60 %. Aufschluss gibt nur eine genaue Laboranalyse. Bei einer Ad-libitum-Fütterung sollte der Fruktangehalt <5 g/kg Trockenmasse liegen.
Anforderungen der Pferde beachten
Die Auswahl von geeigneten Nachsaatmischungen, die gleichzeitig für die Heu- und Weidenutzung verwendet werden, sollte sich nach den agronomischen und den futterbaulichen Anforderungen der Pferde orientieren.
Deutsches Weidelgras wird auch in Nachsaatmischungen für Pferdeweiden angeboten. Es ist aufgrund seiner schnellen Keimung und Jugendentwicklung optimal, um Lücken schnell zu schließen.
Deutsches Weidelgras ist ausgesprochen tritt- und verbissfest und hat ein gutes Regenerationsvermögen – aus agronomischer Sicht also das ideale Gras für Pferdeweiden. Wegen der potenziell hohen Fruktan-Konzentration ist es aber bei hohen Aufnahmemengen insbesondere für Kleinpferde und Ponys ernährungsphysiologisch nicht optimal.
Bei Weidesanierungen oder Neuansaaten sollten daher Saatgutmischungen in Betracht kommen, die zuckerärmere Gräser wie Wiesenlieschgras, aber auch Rotschwingel, Wiesenrispe oder zu gewissen Anteilen Knaulgras und Wiesenfuchsschwanz enthalten. Sie sind unter bestimmten Bedingungen ernährungsphysiologisch günstiger zu bewerten als Deutsches Weidelgras. Der Handel bietet „fruktanarme“ Saatgutmischungen speziell für Pferdegrünland an. Aus den von der Landwirtschaftskammer NRW empfohlenen Qualitätsstandardmischungen ist insbesondere die „G I“ auch für Pferdeweidenutzung und/oder Heuwiesen geeignet.
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(Folge 38-2023)