Wenn Blühstreifen für Bienen in unmittelbarer Nähe zu Pferden angelegt werden, sollte man keine Pflanzen wählen, die schon in geringen Mengen giftig sind. Viele Pflanzen sind jedoch nur schwach giftig und waren traditionelle Grünlandpflanzen. Solange die Weidetiere genug zu fressen haben, besteht hier kein Grund zur Beunruhigung. Gefährlich wird es sowohl für Pferde als auch für tritt- und verbissempfindliche Kräuter immer, wenn die Nutzung zu intensiv betrieben wird. Gifte sind auch ein Fraßschutz gegen Vieh, das heißt, gerade das, was bei Überweidung übrig bleibt, sind oft giftige Kräuter. Daher ist es sinnvoll, derartige Blühstreifen zeitweise aus der Beweidung herauszunehmen, wenn nicht wie im Naturschutz mit extrem niedrigen Besatzdichten gearbeitet werden soll. Ungiftige Kräuter brauchen also Schutz vor Übernutzung.
Kräuter, die in größeren Mengen giftig sind, wie viele Wicken und Platterbsen, können in geringen Mengen eine wertvolle Futterergänzung darstellen und wurden von unseren Vorfahren gezielt im Grünland angesät. Die Dosis macht’s. Auch Weißklee ist giftig – und stellt auf vielen Pferdeweiden leider einen Hauptbestandteil dar. Es ist also eine Frage des Gleichgewichts. Und hier spielt das Nährstoffangebot des Bodens eine große Rolle. Die Kräuterzusammensetzung wird stark beeinflusst von Nährstoffgehalten, pH-Wert und Humusgehalt. Schließlich gedeihen viele Kräuter nur auf bestimmten Standorten. Dabei sind feuchte Standorte grundsätzlich empfindliche Weidestandorte und oft nur im Spätsommer ohne Schaden mit Großtieren zu beweiden – will man eine massive Verkrautung durch Trittschäden vermeiden. Auch hier können Kräuter durch Massenaufkommen als Giftpflanzen gefährlich werden, die sonst keine Rolle als Giftpflanzen spielen.
Bienen lieben zum Beispiel Beinwell und Rainfarn, beides Stauden. Beinwell ist eine Arzneipflanze fruchtbar-feuchter Standorte, die aber so borstig ist, dass Pferde sie kaum anrühren. Rainfarn breitet sich gerne auf Pferdeweiden massiv aus und enthält zudem natürliche Pyrethroide. Allein aufgrund des hohen Ausbreitungspotenzials ist diese Pflanze als Einsaat auf Weiden nicht zu empfehlen.
Fazit: Angebotene Bienenweiden müssen Pflanze für Pflanze auf ihre Eignung im Umfeld von Weidetieren geprüft werden. Neben starker Giftigkeit oder der Gefahr von Vergiftungen bei Massenaufwüchsen kombiniert mit leichter Giftigkeit sind zu prüfen, ob Nutzung und Pflege der Weide so gestaltet werden können, dass diese Kräuter eine Chance haben, ohne aus dem Ruder zu laufen. Das erfordert viel Erfahrung und (pflanzenkundliches) Wissen sowie permanente Überwachung der Flächen, um bei Bedarf sofort einschreiten zu können. Jedenfalls gibt es regelmäßig Anfragen, wie mit Massenaufwüchsen von Schafgarbe, Wilder Möhre, Vogelwicke oder Scharbockskraut umgegangen werden soll, weil viel zu spät erkannt wird, dass das Gleichgewicht zuungunsten jeglicher Weidenutzung verschoben wurde.