Wochenblatt-Leser Torben W. fragt: Unsere Hühner sind fast federlos, aber wir haben weder im Stall noch im Auslauf Federn gefunden. Was können wir tun?
Dr. Manfred Golze, Geflügelexperte, Leisnig, antwortet: Bei dieser Herde kann man jetzt kaum noch etwas tun. Sie hätten Ihre Herde etwas besser beobachten müssen und dann festgestellt, dass die Tiere Federn fressen. Das beginnt meist am Rücken und am Schwanz. Erste kahle Stellen dort sind ein Alarmsignal. Besonders dann, wenn keine Federn im Stall oder Auslauf zu finden sind. Im Anfangsstadium sollten die ersten Stellen mit „Anti-Pick-Spray“ besprüht werden. Das hinterlässt einen bitteren Geschmack. Ihre Herde hat sich das Federfressen aber schon angewöhnt, jetzt noch gegenzusteuern ist fast unmöglich. Hühner müssen beschäftigt werden, um Verhaltensstörungen so weit wie möglich zu vermeiden. Hierzu einige Anregungen:
- Es sollte immer ausreichend Einstreu im Scharrraum vorhanden sein. Hier empfiehlt sich kleinstrukturiertes Material wie Hobelspäne, Dinkelspelzen oder gehäckseltes Stroh. Wichtig ist, dass die Einstreu locker und trocken bleibt.
- Zum Sandbaden kann eine Kiste mit Quarzsand aufgestellt werden. Um auch Parasiten zu bekämpfen, wird Silikatstaub beigemischt.
- Picksteine, die aus Kalk, Mineralstoffen und Spurenelementen bestehen, aufhängen. Am Anfang sollte man weichere Picksteine verwenden. Nach Gewöhnung können diese auch härter sein.
- Stellen Sie Strohballen zur Beschäftigung und Strukturierung im Scharrraum auf. So können einzelne Tiere ruhigere Zonen aufsuchen.
- Neben der bedarfsgerechten Fütterung können den Tieren Silage oder Heu oder halbe Futterrüben in Futterbehältern angeboten werden.
- Täglich in die Einstreu verteilte Getreidekörner animieren die Tiere zum Scharren. Dabei wird auch die Einstreu aufgelockert.
Zeigt die Herde starkes Federpicken, sollte die Lichtintensität reduziert werden. Der Lichteinfall über Fenster ist durch Anstreichen mit roter Farbe oder Abkleben mit Folien zu reduzieren. Im Bedarfsfall sind die Fenster komplett abzudunkeln. Dann wird der Stall nur durch künstliche Lichtquellen ausgeleuchtet.
Salz gegen Kannibalismus
Um zu vermeiden, dass sich beginnender Kannibalismus in der Herde weiter ausbreitet, kann Salz über das Tränkwasser zur Beruhigung der Tiere verabreicht werden. Die Salzionen beeinflussen die Reizleitung an den Nervenzellen. Als einfachste Variante ist Speisesalz in einer Dosierung von 1 g pro Liter Tränkwasser einzusetzen. Die Salzgabe darf nicht länger als vier Tage dauern, da das Salz eine abführende Wirkung hat und die Tiere sonst Durchfall bekommen können. Eine Wiederholung ist nach einer Woche möglich. Weitere Maßnahmen sollten mit dem Tierarzt abgestimmt werden.
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(Folge 32-2023)