Fremdes Gras mit abgeerntet

Ihr Weidezaun hält den gesetzlich vorgesehenen Abstand zum Nachbargrundstück ein. Der Standort des Zaunes ermächtigt Ihren Nachbarn aber nicht, auch noch die 0,50 m breite Fläche mit zu be­wirtschaften. Die Freihaltung des Streifens soll ihn nur in die Lage versetzen, seine Getreidefläche mit dem Mähdrescher bis an die Grenze zu bewirtschaften. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Lohnunternehmer das Getreide mäht. Der Nachbar muss sich das Handeln des Lohnunternehmers zurechnen lassen.

Durch die Aberntung hat der Landwirt den Besitz an dem Gras erworben. Aufgrund der Widerrechtlichkeit der Handlung ist der erlangte Besitz fehlerhaft (§ 858 BGB). Der Nachbar ist verpflichtet, das Gras herauszugeben.

Sollte die Herausgabe nicht möglich sein, können Sie Schadenersatz fordern. Die Handlung war mindestens fahrlässig und damit schuldhaft. Allerdings müssten Sie das Entstehen des Schadens begründen. Dieser wäre etwa dann eingetreten, wenn der Nachbar in der Vergangenheit bereits wiederholt den Streifen freigeschnitten hat, um das Schnittgut zu verwenden.

Hat Ihr Nachbar den Grenzstreifen wiederholt bewusst rechtswidrig abgemäht oder abmähen lassen, was Sie nachweisen müssten, könnte er sogar strafrechtlich gehandelt haben. Dies wollen wir hier aber nicht weiter vertiefen.

Schalten Sie einen Anwalt oder Ihren Berufsverband ein, wenn sich der Nachbar weigert, das Erntegut herauszugeben oder Schadenersatz zu zahlen.

(Folge 39-2018)