Wochenblatt-Leser Hubertus B. in I. fragt: Auf unserem Hof bewahre ich eine kleine Sammlung alter bäuerlicher Geräte. Jetzt bekam ich ein Arbeitsgerät geschenkt, von dem ich nicht weiß, wofür es verwendet wurde. Wurde es beim Abbau von Torf eingesetzt?
Historiker Gisbert Strotdrees, Redaktion, kann Auskunft geben: Bei dem Arbeitsgerät handelt es sich um ein „Breitbeil“, gelegentlich auch „Schlichtbeil“ genannt. Es stammt nicht aus dem Torfabbau, wie Sie vermuten, sondern aus der Holzwirtschaft, vor allem aus dem Zimmermannshandwerk.
Handarbeit erforderlich
Erfunden und verwendet wurde es in einer Zeit, als noch keine Sägegatter zur Verfügung standen. Das Breitbeil wurde eingesetzt, um, salopp gesagt, aus dem Runden das Eckige zu gewinnen, also um aus einem runden Holzstamm kantige Balken zu „hauen“.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein geschah das von Hand. Nachdem die Rinde des Baumes abgeschält war, wurde auf dem Holzstamm markiert, wo die Randseiten abgetrennt werden sollten. Sie wurden dann nicht abgesägt, wie heute üblich, sondern abgeschlagen. Dazu wurden zunächst Kerben in den runden Stamm bis zur markierten Linie geschlagen. Das nun noch stehen gebliebene Holz wurde anschließend mit dem Breitbeil abgeschlagen.
Breitbeil für Balken
Außerdem wurden mit diesem Werkzeug die Außenseiten des Stamms geglättet. Mit der abgewinkelten Klinge konnte die Außenseite des Holzes gut und mit Kraft behauen werden, ohne dass die Klinge tiefer ins Holz eindrang.
War der Stamm mit dem Breitbeil zu einem viereckigen Balken bearbeitet, konnte er weiter zu Bohlen und Brettern gesägt werden. Auch das, wie gesagt, geschah von Hand und erforderte von den Waldarbeitern oder Zimmerleuten viel Kraft und Geschick.
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(Folge 25-2022)