Der Krieg in der Ukraine, die Kükentöten-freien Lieferketten und die Aviäre Influenza haben das Eierangebot 2022 verknappt. Das dürfte auch dieses Jahr so bleiben. Hinzu kommt, dass die Einkäufer des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), in erster Linie von den Discountern, bei den Jahreskontraktverhandlungen für 2023 nicht bereit waren, Preisaufschläge zu zahlen – trotz der offenkundig gestiegenen Erzeugungskosten. Daher dürfte es weniger Eier mit entsprechenden Zertifikaten von KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen) bis VLOG (Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik) geben. Ohne ein Einlenken des LEH besteht für die Landwirte kein Anreiz, ihre Eiererzeugung auszudehnen.
Viele Herausforderungen
Ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine verteuerten sich die Kosten für Personal, Verpackungsmaterial, Energie und Futter erheblich. Im Jahresverlauf pendelte sich Legehennenfutter auf rund 46,50 €/dt ein. Mit diesen Futterkosten ist auch 2023 zu rechnen.Der nationale Ausstieg aus dem Kükentöten hat mehr Schaden als Nutzen gebracht. In der Praxis wurde das Kükentöten in das Ausland exportiert. Die Zahl der aktiven Brütereien in Deutschland nahm ab. Die Kosten für die Geschlechtsbestimmung im Ei oder die Bruderhahnaufzucht schwächten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Eiererzeuger. Damit sank der Selbstversorgungsgrad auf nur noch 70 %. Mit Blick auf das preissensible Einkaufsverhalten der Verbraucher deutet sich nun eine abnehmende Nachfrage bei den teureren OKT-Eiern (Ohne Küken Töten) an. Der LEH reagiert, indem er vereinzelt wieder mehr preiswerte MKT-Ware (Mit Küken Töten) listet. Diese Fehlentwicklung muss eine europaweit geltende Gesetzgebung zum Verbot des Kükentötens dringend stoppen.
Nach Erkenntnissen des Friedrich-Loeffler-Instituts besteht mittlerweile ganzjährig eine Infektionsgefahr für Geflügel durch die Aviäre Influenza (AI). Neben den Handelsbeschränkungen für die gesamte Eierwirtschaft und den Tierverlusten in AI-Ausbruchsgebieten ist natürlich die exponierte Erzeugung von Bioeiern und Eiern aus der Freilandhaltung besonders betroffen. Erste Impfversuche zum Schutz vor AI kommen zu vielversprechenden Ergebnissen.
30 % weniger Hennen
Die Marktinfo Eier & Geflügel kalkulierte für Januar 2022 rund 46,7 Mio. Legehennen. Der Bestand sank auf 32,6 Mio. Tiere im Dezember – ein Minus von 30,9 % gegenüber Dezember 2021. Vorerst ist keine Trendwende zu erwarten. Damit wird die Eier verarbeitende Industrie vor größeren Beschaffungsproblemen stehen. Es ist zu befürchten, dass der Eieranteil in den Rezepturen bei der Teig- oder Backwarenherstellung sinkt. Auch die Kunden im LEH werden nicht immer die Wahl zwischen Eiern aus allen Haltungsformen haben. Preiswerte Eier aus der Bodenhaltung könnten vergriffen sein. Die teureren Eier aus der Freilandhaltung oder die Bioeier sollten aber zur Verfügung stehen.
Die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte einen durchschnittlichen Verbraucherpreis von 3,66 € für zehn Bioeier im dritten Quartal 2022. Das bedeutet ein Plus von 7 % gegenüber dem dritten Quartal 2021. Die Steigerung bei Eiern aus der Bodenhaltung war mit 20 % deutlich größer. Allerdings kosteten zehn Eier nur 2,09 €. Eier aus der Freilandhaltung verteuerten sich um 11 % und kosteten 2,55 € je Zehnerpack. Im LEH dürften die Preise nur leicht steigen.
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