Mückenschutz für Säuglinge

Mückenschutzmittel gibt es viele auf dem Markt, aber bisher raten alle Hersteller vor der Anwendung der Mittel bei Säuglingen und Kleinkindern ab. Ein Mittel soll jetzt Abhilfe schaffen.

Mückenschutzmittel gibt es viele auf dem Markt, aber bisher raten alle Hersteller vor der Anwendung der Mittel bei Säuglingen und Kleinkindern ab.

Die Firma Ballistol wirbt jedoch seit einiger Zeit mit dem Mittel „Stichfrei Kids“. In einer Pressemitteilung heißt es: „Das Einzigartige daran ist, dass man es schon bei Kleinkindern ab einem Alter von zwei Monaten bedenkenlos anwenden kann.“ Auch schwangere Frauen sollen mit dem Mittel optimal geschützt sein. Bis zu vier Stunden soll „Stichfrei Kids“ zuverlässig vor Plagegeistern wie Mücken, Stechfliegen und Zecken schützen.

Wir haben uns bei der Apothekerin und Wochenblatt-Autorin Elke Kokemoor erkundigt, was von den Werbeversprechen zu halten ist und ob hier tatsächlich ein „gesundheitlich völlig unbedenkliches Repellent“ vor Mücken schützt. Ein Repellent ist ein Wirkstoff, den zum Beispiel Mücken über den Geruchssinn wahrnehmen und der sie abschreckt, aber nicht tötet.
Um das Produkt bewerten zu können, hat sich die Apothekerin bei der Herstellerfirma nach den Inhaltsstoffen erkundigt, denn auf der Packung waren dazu keine genauen Angaben zu finden. Die Firma Ballistol berief sich jedoch auf das Herstellungsgeheimnis und darauf, dass eine Volldeklaration der Inhaltsstoffe bei solchen Kosmetikprodukten nicht vorgeschrieben sei.

Kaum Daten zu unerwünschten Wirkungen

Der einzige deklarierte Inhaltsstoff bei „Stichfrei Kids“ ist ein Repellent, das die Firma Merck vor etwa 20 Jahren unter dem Firmenkürzel IR 3535 entwickelt hat. Laut einem Beitrag in der „Pharmazeutischen Zeitung“ 11/2008 von Prof. Dr. Martin Schlitzer, Philipp-Universität Marburg, hat dieser Wirkstoff ein vergleichsweise geringes hautirritierendes Potenzial. Die Toxizität ist auch geringer als bei dem Repellent Icaridin, das zum Beispiel in Autan sowie in dem Produkt „Stichfrei“ enthalten ist, das die Firma Ballistol für ältere Kinder und Erwachsene anbietet.

Allerdings liegen trotz der Verwendung seit etwa 20 Jahren in Europa kaum Daten zu unerwünschten Wirkungen vor. „Ich meine deshalb, dass die Firma Ballistol sich für die sensibelste Anwendergruppe das am schlechtesten untersuchte Repellent ausgewählt hat“, kritisiert Elke Kokemoor. Zudem empfiehlt Prof. Schlitzer in seinem Fachartikel die Anwendung von IR 3535 bei Kindern erst nach Vollendung des ersten Lebensjahres und nicht, wie die Firma Ballistol, bereits ab einem Alter von zwei Monaten.

Angesichts dieser Sachlage rät die Apothekerin Elke Kokemoor: „Babys sollten besser durch Kleidung und Mückennetze geschützt werden, als dass man die dünne Babyhaut und den empfindlichen Organismus Substanzen aussetzt, von denen Fachleute abraten.“ Wul