Die hohen Stufen hinaufgehen oder dem ausgebücksten Ferkel hinterherlaufen – dass fällt Landwirt Ralf immer schwerer. Sein Herz scheint körperlicher Belastung nicht mehr gewachsen zu sein. Es schlägt dann sehr schnell und er bekommt schlecht Luft. Seit Monaten schon fühlt er sich zunehmend müde und abgeschlagen. Normal ist das nicht. Der schleichende Leistungsabfall führt den 56-Jährigen schließlich zum Hausarzt, der ihn mit Verdacht auf eine Herzschwäche zum Kardiologen überweist. Dieser erstellt unter anderem ein Ultraschall des Herzens, führt ein Ruhe-EKG durch und bestimmt im Blut einen Hormonwert, der Hinweise auf eine Herzschwäche geben kann. Und tatsächlich wird er fündig. Wie schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen in Deutschland, ist der Landwirt an Herzinsuffizienz erkrankt.
Ursache und Formen
Dabei ist Herzschwäche keine eigenständige Erkrankung wie Dr. Dirk Böse, Chefarzt der Klinik für Kardiologe im Klinikum Arnsberg, Standort Karolinenkrankenhaus, informiert. „Sie ist eine mögliche Folge zahlreicher Herzkrankheiten, wovon die koronare Herzkrankheit und ein hoher Blutdruck die bei weitem wichtigsten sind.“ Besonders gefährlich werde es, wenn zusätzlich noch ein Diabetes auftrete.
Als weitere mögliche Ursachen der Herzschwäche nennt der Kardiologe Erkrankungen der Herzklappen, angeborene Herzfehler, entzündliche Herzerkrankungen beispielsweise nach einer verschleppten Grippe, aber auch Alkohol, Drogen und Medikamente.
Die Krankheit verschlechtert sich meist schleichend. Unbehandelt verdicken die Wände und vergrößern sich die Kammern des Herzens, sodass es nicht mehr mit voller Kraft Blut pumpen kann. Experten wie Dr. Dirk Böse unterscheiden zwei Formen der Herzschwäche:
- Schafft es das Herz nicht mehr 60 % des Blutvolumen in den Körperkreislauf auszuwerfen, handelt es sich um eine systolische Form der Herzschwäche. Zwei Drittel der Patienten mit dieser Pumpschwäche leiden an Erkrankungen der Herzkranzgefäße.
- Bei der diastolischen Herzschwäche kann sich der Herzmuskel nicht mehr genügend entspannen und verdickt. Er füllt sich dann nicht mehr ausreichend und befördert daher weniger Blut in den Blutkreislauf. Fast alle dieser Patienten leiden an Bluthochdruck, viele zusätzlich an Diabetes oder Übergewicht.
Beide Formen der Herzschwäche treten etwa gleich oft auf und verursachen dieselben Symptome. Die Patienten sind müde und abgeschlagen und entwickeln Rhythmusstörungen sowie mit fortschreitender Erkrankung Wassereinlagerungen in den Beinen. Häufig kommt es zu Begleiterkrankungen wie Nierenfunktionsstörungen, Blutarmut, Eisenmangel, Atemwegserkrankungen, Depression und geistigem Abbau.
Alltagstipps bei schwachem Herz
Herzschwäche ist nicht heilbar, doch lässt sich die Erkrankung stabilisieren, bestenfalls bessern, indem zunächst die Grunderkrankung behandelt wird. Aber auch Patienten können viel dafür tun, damit ihre Herzschwäche weniger schnell fortschreitet. Dr. Daniel Gießmann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Nephrologie im Klinikum Arnsberg Standort St. Walburga Krankenhaus Meschede, hält Tipps parat:
- Senken Sie den Bluthochdruck mittels gesunder Lebensführung und verordneter Medikamente auf unter 140/90, bei über 80-Jährigen auf 150 /90 mmHg;
- Nehmen Sie unbedingt konsequent Ihre Medikamente in vorgeschriebener Dosierung ein;
- Kontrollieren Sie täglich Blutdruck und Gewicht. Nehmen Sie mehr als 2kg in drei Tagen zu, gehen Sie zum Arzt;
- Trainieren Sie bei stabiler Herzschwäche Ihre Ausdauer maßvoll und stets unter ärztlicher Aufsicht;
- Bevorzugen Sie mediterane Kost und würzen Sie viel mit Kräutern. Begrenzen Sie die Kochsalzzufuhr auf unter 6g pro Tag;
- Nehmen Sie täglich etwa 30 ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht zu sich; bei schwerer Herzschwäche ist die Menge möglicherweise auf 1,5 bis 2l zu begrenzen;
- Begrenzen Sie den Alkoholkonsum auf Mengen von max. 20g für Frauen bzw. 30g/Tag für Männer;
- Verzichten Sie auf das Rauchen;
- Reisen Sie nicht in Höhen über 1500 m und in feucht-heißes Klima.