Das sollte jeder Mann wissen

Probleme mit der Prostata? Gutartige Vergrößerungen der Vorsteherdrüse sind nicht außergewöhnlich und lassen sich gut behandeln.

Schwierigkeiten beim Wasserlassen? Blut im Urin? Oder wehenartige plötzliche Schmerzen im Unterbauch? Männer, die derartige Beschwerden feststellen, sollten den Arzt aufsuchen.

Symptome wie diese können Hinweise auf gut- aber auch bösartige Erkrankungen der Prostata, der Blase oder auf Harnsteine geben. Im Vorfeld des 62. Fachkongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie e.V. in Münster fand ein Informationsabend mit mehreren Experten über urologische Themen in der Halle Münsterland statt. Prof. Dr. Andres Jan Schrader Direktor der Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) informierte dort unter anderem über die gutartig vergrößerte Prostata.

Prostata gutartig vergrößert

Man muss häufiger Wasserlassen – auch nachts. Manchmal ist der Harndrang stark, der Harnstahl aber abgeschwächt und es dauert länger bis die Blase leer wird. Dann tropft es häufig noch nach und tut weh – Beschwerden wie diese deuten auf eine gutartig vergrößerte Prostata (Benigne Prostatahyperplasie / BPH) hin. Fast kein Mann kommt um sie herum, wenn er nur lange genug lebt. „Sie betrifft rund 80 % der Männer im Laufe ihres Lebens“, sagte Experte Prof. Dr. Andres Jan Schrader. Mit dem Alter vergrößert sich also die Prostata. Warum das so ist, ist bis ins Detail nicht geklärt. Es sollen aber Hormone wie das Testosteron und vor allem das Dihydrotestosteron eine Rolle spielen, lässt der Urologe wissen.

Eine gutartig vergrößerte Prostata hat nichts mit Krebs zu tun. Allerdings kann sie die Lebensqualität stark einschränken und ernste Folgen für Blase und Nieren haben. Die vergrößerte Prostata engt die Harnröhre zunehmend ein. Der Urin kann nicht mehr ungehindert abfließen. Restharn bleibt in der Blase und schädigt diese. Es kann zu Harnverhalt, Schmerzen, Harnweginfekten, Blut im Urin bis zur Nierenschädigung kommen. Eine BPH darf daher nicht unbehandelt bleiben. Die Therapie ist individuell und reicht vom kontrollierten Zuwarten über medikamentöse Behandlung bis zum operativen Eingriff.

Medikamentöse Therapie

Für die Behandlung der BPH stehen Präparate mit verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung, die einzeln oder kombiniert verordnet werden. Sie können Beschwerden lindern und oft ein Fortschreiten der Erkrankung mindern.

  • Bei milden bis mäßigen Beschwerden lassen sich Arzneimittel verwenden, die aus Pflanzenbestandteilen hergestellt werden, sogenannte Phytopharmaka. Als Beispiele dafür nannte Prof. Dr. Andres Schrader Präparate mit Sägepalmfrüchten, Brennesselwurzel, Kürbiskernen oder Roggenpollen oder Phytopharmaka mit Beta-Sitosterin. Die Präparate sind nicht rezeptpflichtig und müssen in der Regel selbst bezahlt werden.
  • Alpha-1Blocker sind Arzneimittel, die die glatte Muskulatur in der Prostata und den Blasenhals entspannen. Damit verbessern sie den Durchfluss des Urin. Sie kommen insbesondere zur Behandlung mäßiger bis schwerer Beschwerden bei wenig vergrößerter Prostata infrage. Zur Verfügung stehen Tamsulosin, Doxazosin, Terazosin, Alfuzosin oder Silodosin. Allerdings sind die Präparate nicht frei von Nebenwirkungen, die wirkstoff- und dosisabhängig auftreten können. Als Beispiele dafür nannte der Referent Blutdruckabfall, Schwindel, Durchfall oder Nasenschleimhautschwellung.
  • Finasterid und Dutasterid sind zwei Arzneistoffe, die die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron hemmen und damit das Volumen der Prostata reduzieren. Diese 5a-Reduktasehemmer verbessern somit den Harnstrahl und Harnabflusswiderstand durch die Prostata. Sie werden meist bei Männern mit mäßigen bis starken Beschwerden eingesetzt. Doch auch sie haben unerwünschte Wirkungen wie Libidoverlust, Erektionsstörungen, verminderte Körper- und eventuell vermehrte Kopfbehaarung.

Operation wenn nötig

Doch nicht immer reicht eine medikamentöse Therapie aus, um die Beschwerden ausreichend zu behandeln oder ein Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen. Meist ist dann ein operativer Eingriff notwendig, bei dem Prostatagewebe entfernt wird. Das ist beispielsweise notwendig, wenn es zu Harnverhalt oder wiederkehrenden Harnwegsinfekten kommt oder Schäden an Blase und Niere drohen. Verschiedene Operationsverfahren stehen derzeit zur Verfügung. Je nach Dringlichkeit oder Operationsrisiko durch Begleiterkrankungen muss im Einzelfall über das jeweilige Verfahren entschieden werden. Neben der offenen Prostataoperation kommen beispielsweise auch Methoden mit Stent-Implantaten oder Laserverfahren in Betracht.

Als eines der am häufigsten angewendeten Standardverfahren nannte Prof. Dr. Andres Jan Schrader die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P). Dabei werden die vergrößerten Anteile der Prostata durch die Harnröhre mit einer Elektroschlinge abgetragen. Der Eingriff erfordert in der Regel einen zwei- bis dreitägigen Krankenhausaufenthalt. „Da der Eingriff eine größere Wundfläche hinterlässt, kann es sechs bis acht Wochen dauern bis diese verheilt“, informierte der Urologe. In dieser Zeit kann der Urin leicht blutig sein. Der Patient muss häufiger Wasserlassen und dabei kann es auch leicht brennen. LHo