Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Allergie, die Ursache bleibt aber oft lange Zeit unerkannt. Denn die Anzeichen einer Histaminintoleranz sind sehr unspezifisch und die Auslöser für die Beschwerden nur schwer zu identifizieren.
Anders als bei anderen Unverträglichkeiten reicht es bei einer Histaminintoleranz nicht, nur auf histaminhaltige Lebensmittel zu verzichten. Denn auch der Körper produziert Histamin.
Was ist Histamin?
Im Körper fungiert Histamin als Botenstoff, erklärte Ökotrophologin Eva-Lotte Wieschenkämper interessierten Landfrauen aus dem Kreis Recklinghausen. Histamin entsteht im Körper als Abbauprodukt von Eiweißen und gehört zu der Gruppe der biogenen Aminen. Es wird in Mastzellen gespeichert und bei Bedarf freigesetzt, zum Beispiel bei allergischen Reaktionen. Auf diese Weise werden Allergiesymptome ausgelöst. Außerdem steuert Histamin zahlreiche Vorgänge im Körper. Es fördert die Darmbewegung, reguliert die Magensaftbildung und beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Histamin ist aber auch in zahlreichen Lebensmitteln enthalten. Die Konzentration hängt stark von der Frische ab, denn Histamin ist ein Gärungs-, Reifungs- und Verderbnisprodukt. Grundsätzlich gilt: Je frischer ein Lebensmittel, desto weniger Histamin enthält es.
Problematisch können darüber hinaus Lebensmittel sein, die zwar kein Histamin enthalten, aber sogenannte Histaminliberatoren sind. Dazu zählen zum Beispiel Erdbeeren, Vitamin C, Zusatz-, Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe, wie Glutamat. Sie führen dazu, dass die Speicherzellen körpereigenes Histamin freisetzen.
Wieder andere Lebensmittel hemmen Enzyme, die Histamin im Körper abbauen oder die Aufnahme von Histamin über den Darm begünstigen, wie Diaminoxidase (DAO) oder Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).
Viele mögliche Ursachen
Wenn im Körper mehr Histamin vorliegt als er abbauen kann, steigt der Histaminspiegel zu stark, was zu allergieähnlichen Symptomen führen kann. Mögliche Ursachen für dieses Ungleichgewicht gibt es viele. Wieschenkämper nennt einige Beispiele:
- Es liegen zu wenige Enzyme vor, die Histamin abbauen können. Das kann zum Beispiel auf einen genetischen Defekt zurückzuführen sein.
- Bestimmte Medikamente hemmen das Enzym DAO, wie ACC oder Novalgin.
- Alkohol hemmt die Aktivität der DAO und steigert die Histaminfreisetzung.
- Es liegen zu viele biogene Amine im Körper vor, die auf die gleiche Weise abgebaut werden wie Histamin. Verantwortlich dafür kann eine histaminreiche Ernährung oder der Verzehr anderer biogener Amine sein. Auch der Verzehr von Histaminliberatoren kommt als Ursache infrage. Möglich ist ebenso, dass der Körper ungewöhnlich viel Histamin freisetzt, beispielsweise aufgrund von Allergien, Stress oder bakteriellen Entzündungen.
Die Symptome einer Histaminintoleranz sind sehr unspezifisch. Möglich sind Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Blutdruckschwankungen, Herzrasen oder Müdigkeit.
Symptom- und Ernährungstagebuch führen
Um eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren, sollten zunächst andere Allergien ausgeschlossen werden. Darüber hinaus rät Eva-Lotte Wieschenkämper Betroffenen, ein Symptom- und Ernährungstagebuch zu führen.
Verfestigt sich der Verdacht, wird eine Eliminationsdiät empfohlen, bei der alle kritischen Lebensmittel weggelassen werden. Nach und nach erfolgt der Kostaufbau, wobei pro Tag ein neues Lebensmittel eingeführt und die Reaktion darauf beobachtet wird. Jede Person muss für sich herausfinden, was sie verträgt und wie viel davon.
Was ist zu tun?
Wenn eine Histaminintoleranz vorliegt, besteht die wichtigste Therapiemaßnahme darin, die Ernährung umzustellen. Außerdem sollten Betroffene prüfen, ob sie Medikamente einnehmen, welche die DAO-Aktivität einschränken oder die Histaminfreisetzung fördern. Gegebenenfalls sind solche Medikamente in Absprache mit dem Arzt auszutauschen oder abzusetzen. Darüber hinaus gilt: Stress nach Möglichkeit vermeiden und auf Rauchen und Alkohol weitgehend verzichten.
Nähere Informationen zum Thema bietet die Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz.
Ernährung bei Histaminintoleranz
Eine einheitliche Diät bei Histaminintoleranz gibt es nicht. Jede Person muss ausprobieren, welche Lebensmittel gehen und welche nicht. Außerdem summiert sich Histamin im Laufe des Tages. Wenn bereits viele histaminreiche Lebensmittel verzehrt wurden, kann ein Stück Schokolade das Fass zum Überlaufen bringen. An anderen Tagen wird Schokolade vielleicht gut vertragen.
Ökotrophologin Eva-Lotte Wieschenkämper gibt einige Tipps zur Ernährung:
- Fleisch ist in der Regel arm an Histamin, aber reich an Histidin, bei dessen Abbau Histamin entsteht. Der Histamingehalt von Fleisch steigt mit dem Reife- und Verarbeitungsgrad. Deshalb Fleisch am besten frisch essen.
- Bei Fisch steigt der Histamingehalt durch Lagerung und Verarbeitung rasant.
- Auch bei Milch und Milchprodukten gilt: Je frischer, desto weniger Histamin ist enthalten. Gekochte und H-Milch sind jedoch in der Regel besser verträglich als Frischmilch.
- Getreide und Kartoffeln sind arm an Histamin. Vorsicht ist jedoch geboten bei Fertigprodukten, Backwaren, Hefe- und Sauerteig mit langer Teigführung oder grob gemahlenen Vollkornbroten.
- Frisches Gemüse ist in der Regel histaminarm. Problematisch sind Eingelegtes und Fermentiertes.
- Vorsicht bei alkoholischen Getränken, Kaffee, Limonaden mit Zusatzstoffen und Fruchtsäften.
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