Alarm im Schlaf

Nächtliche Atemaussetzer bemerken Betroffene selbst nicht. Dabei kann eine unbehandelte Schlafapnoe Herz und Gesundheit schädigen.

Viele Menschen quälen sich durch die Nacht. Sie finden nicht richtig in den Schlaf und sind am Folgetag kaum ausgeruht, um Aktivitäten des Alltages mit vollem Elan durchführen zu können.

Ursachen für einen gestörten Schlaf gibt es viele. Ein Grund, der häufig lange unerkannt bleibt, ist die Schlafapnoe. Hierbei handelt es sich um Störungen der Atmung im Schlaf. Es kommt zu Atempausen oder Atemaussetzern, die durchschnittlich 30 Sekunden andauern. Sie können aber auch für Minuten anhalten. Dabei fällt der Sauerstoffgehalt des Blutes ab und der Körper reagiert mit einer Alarm- und Weckreaktion, worauf die Atmung wieder einsetzt.

Dieser immer wiederkehrende Kreis von Einschlafen, Atempausen und Weckreaktion stört nicht nur den Schlaf nachhaltig. Er macht tagesmüde und unkonzen­triert. Betroffene fühlen sich abgeschlagen und wenig leistungsfähig. Viele Patienten neigen dazu, am Tage immer wieder plötzlich für wenige Sekunden einzunicken. Dieser Sekundenschlaf ist eine ernste Gefahr während der Arbeit und im Straßenverkehr. Ferner kann das Gedächtnis nachlassen und Libido und Potenz können verringert sein.

Bedenkliche Aussetzer

Patienten selbst nehmen ihre Atem­aussetzer nicht wahr. Oft ist es der Partner, der die nächtlichen Atempausen bemerkt. Häufig schnarcht der Bettnachbar für eine gewisse Zeit und plötzlich setzt die Atmung dann aus. Nachfolgend kommt es wieder zu einem lauten Schnarchen. Wichtig zu wissen ist, dass Schnarchen nicht grundsätzlich gefährlich und nicht jede Atempause im Schlaf bedenklich ist. Eine bedeutsame Schlafapnoe liegt nur vor, wenn in einer Stunde mehr als fünf Atemaussetzer auftreten, die jeweils mindestens zehn Sekunden andauern.

Formen einer Schlafapnoe
Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) sind die oberen Atemwege verlegt, da sich im Schlaf alle Muskeln entspannen. Durch die Atemwege kann dann keine Luft mehr ein- oder ausgeatmet werden. Erst durch die Weckreaktion öffnen sich die Atemwege wieder und das typische Schnarchgeräusch folgt nach den Atempausen.
Bei der zentralen Schlafapnoe liegt die Ursache dagegen im Gehirn, im zentralen Atemzentrum. Den Atemmuskeln fehlt der „Befehl“ vom Gehirn zu atmen, sodass trotz offener Atemwege keine Atemluft bewegt wird. Auch bei dieser Form der Schlafapnoe fällt aufgrund der fehlenden Atemanstrengungen der Sauerstoffgehalt im Blut ab und es folgt eine Weckreaktion des Gehirns.
Eine Sonderform ist die­ ­Cheyne-Stokes-Atmung. Die Atemzüge werden immer flacher, bis sie nach einer Atempause von manchmal mehr als zehn Sekunden wieder tiefer werden.

Eine solch ausgeprägte Schlafapnoe kann der Gesundheit schaden und sogar die Lebenserwartung verkürzen. Denn durch die wiederholten Atempausen wird das Nervensystem nächtlich immer wieder aktiviert. Dann steigt unter anderem der Blutdruck an, was einen Bluthochdruck begünstigen oder auch verschlimmern kann. Dieser erhöht bekanntlich das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche und Schlaganfall und kann Herzrhythmusstörungen begünstigen.

Diagnostik im Schlaflabor

Insbesondere Patienten mit den genannten Symptomen, Nerven-, Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzschwäche, sollten sich diesbezüglich untersuchen lassen. Ein Arzt kann mit einfachen Geräten ambulant und schnell auf das Vorliegen einer bedeutsamen Schlafapnoe hin untersuchen.

Er fragt nach den aktuellen Symptomen und nach der persönlichen Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch. Mittels einer kleinen handlichen Gerätschaft werden während der Nacht der Atemluftstrom, die Atembewegungen von Brust und Bauch, der Puls, die Sauerstoffsättigung des Bluts und die Körperlage aufgezeichnet. Eine Schlafapnoe wird dabei schnell ersichtlich. Ist der Befund in der ersten Untersuchung auffällig, sollte eine genaue und vollständige Diagnostik im Schlaflabor erfolgen.

Das Schlaflabor kann zusätzliche Messungen von Atemfluss, Atemanstrengungen, Sauerstoffgehalt des Bluts und des Pulses sowie der Hirnströme durchführen und den Schlaf und die Schlafstadien messen. Zudem werden Blutdruck, Muskelspannung, Körperlage und Schnarchgeräusche ermittelt und analysiert, sodass ein vollständiges Bild einer Schlafapnoe entsteht.

Atemmaske bringt Luft

Mediziner unterteilen die Schlafapnoe in verschiedene Formen (siehe Kasten). In der Regel lassen sich die krankhaften Atempausen gut behandeln. Patienten selbst sollten Übergewicht abbauen, auf Alkohol und Nikotin sowie die Einnahme von Schlaftabletten verzichten. Treten die Atemaussetzer vornehmlich auf dem Rücken liegend auf, können Hilfsmittel angewandt werden, welche eine Rückenlage im Schlaf verhindern. Weitere Möglichkeiten sind spezielle Zahnschienen und selten Operationen an den Atemwegen.

Zur Standardtherapie gehört die nächtliche Behandlung mit einer Atemmaske. Diese gleicht die Atem­aussetzer durch einen Überdruck oder eine Beatmung aus. Die Masken sind an ein Beatmungsgerät angeschlossen, welches klein und handlich ist und leise Raumluft in Nase und Rachen pustet.

Patienten bemerken meist eine rasche Besserung. Sie schlafen besser und fühlen sich ausgeschlafen. Sie sind wieder leistungsfähiger und können sich besser konzen­trieren. Häufig beeinflusst die Atemmaske auch einen niedrigeren Blutdruck positiv.

Anfängliche Schwierigkeiten mit der Anwendung geben sich meist mit der Zeit. Wo dies nicht gelingt, oder bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche kann auch mittels eines implantierbaren Atemschrittmachers (Phrenicus-, oder Hypoglossusschrittmacher) in speziellen Zentren erfolgreich behandelt werden. Prof. Dr. Horstkötter