Sinkende Temperaturen veranlassen viele Vögel in Nord- und Osteuropa, ihre Sommerlebensräume zu verlassen. Insektenfresser finden dort im Winter kaum Futter und ziehen in wärmere Regionen, teils bis nach Afrika. An Wasser gebundene Vögel können bei Eisbedeckung keine Nahrung aufnehmen und suchen daher frostfreie Gebiete auf. Einige Arten sind bei uns nur Durchzügler, andere verbringen den Winter hier. Es gibt aber auch Überraschungen.
So wurde am 1. Dezember bei Lemgo, Kreis Lippe, ein Kiebitz gesichtet. „Vermutlich einer der letzten“, so Matthias Füller von der dortigen Biologischen Station. Doch Kiebitze und Kraniche hätten in den vergangenen Jahren auch ihr Zugverhalten verändert. Immer größere Teile der Zugpopulation ziehen nur so weit nach Westen, wie nötig. Dann sind sie im Frühjahr schnell zurück, um Brutreviere zu besetzen.
Schneeammer
Eine hochnordische Brutvogelart ist die Schneeammer. Sie überwintert hauptsächlich an den Küsten von Nord- und Ostsee. Ein Einzelvogel sorgte für ungläubige Überraschung, als er in einem Feuchtwiesengebiet bei Lippetal nach Samen suchte.
Singschwan
Singschwäne deuten auf Klimaveränderungen hin. So kamen in früheren Zeiten regelmäßig Singschwäne zum Überwintern an den Möhnesee. Seit der Jahreswende 2004/05 blieben sie – bis auf Einzeltiere – aus. Vermutlich finden sie heutzutage weiter nördlich geeignete Gebiete.
Rotdrossel
Rotdrosseln sind nur als Wintergäste bei uns. Sie ziehen meist mit Wacholderdrosseln zusammen in großen Schwärmen. Auf Wiesen ernähren sie sich von Regenwürmern oder nutzen das Beerenangebot von Hecken. Mitunter sind Rotdrosseln auch am Straßenrand zu sehen, wo ihnen Falläpfel der Straßenbäume als Nahrung dienen.
Seidenschwanz
Ganz besondere Wintergäste sind Seidenschwänze. Sie kommen nur in bestimmten Jahren aus Nordeuropa zu uns, dann aber invasionsartig. Die Vögel ziehen umher und ernähren sich von den Früchten der Bäume wie Eberesche und Mehlbeere oder denen von Sträuchern wie Weißdorn oder Liguster. Die sirrenden Rufe der Vögel sind dabei unverkennbar.
Haubenmeise
Einige Vogelarten wechseln im Winter ihren Lebensraum. Die Haubenmeise hält sich sommertags vorwiegend in Nadelwäldern auf. Dabei erbeutet sie Insekten und Spinnen für sich und die Aufzucht der Jungen. Zum Herbst stellt sie ihren Speiseplan auf Sämereien um. Dann erscheint sie auch an den Fütterungen in unseren Gärten.
Sumpfohreule
Die Brutgebiete von Sumpfohreulen reichen von Schottland über Nordskandinavien bis nach Ostasien. Im Winter benötigen sie Brachflächen und Feuchtwiesen mit vielen Wühlmäusen. In mäusereichen Jahren haben sie in der Vergangenheit sogar am Haarstrang, einem Höhenzug südlich der westfälischen Bucht, gebrütet.
Kornweihe
Die Kornweihe ist in Eurasien im Sommer ähnlich weit verbreitet wie die Sumpfohreule (siehe unten). Wenn Rohr- und Wiesenweihe im Herbst ihren Zug nach Afrika angetreten sind, erscheint bei uns die Kornweihe als Wintergast. Sie ernährt sich von Mäusen und anderen Kleinsäugern, schlägt aber auch Vögel.
Bergfink
Neben Sonnenblumenkernen sind Bucheckern begehrte Winternahrung für Bergfinken. In Waldbereichen mit Buchenmast können sich Schwärme von mehr als 1000 Bergfinken einfinden. Ihre Flüge zu den Schlafplätzen sind ein atemberaubendes Schauspiel.
Lesen Sie mehr: