Die urtümliche Insektenordnung der Ohrwürmer (Dermaptera) ist in Deutschland nur mit sieben Arten vertreten, wobei der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) am häufigsten ist und nahezu überall in der Nähe der menschlichen Siedlungen auftaucht (Kulturfolger). Ohrwürmer sind ausgezeichnet durch eine unvollkommene Verwandlung, das heißt die Larven gleichen, abgesehen von den fehlenden Flügeln, weitgehend den geschlechtsreifen Vollinsekten.
Die lichtscheuen Ohrenkneifer verbergen sich tagsüber unter Steinen, Baumrinde, der Laubstreu des Bodens oder in ähnlichen Verstecken. Die Eiablage erfolgt im Herbst in kleinen Häufchen unter Steinen, wobei das Weibchen die Eier und auch einige Zeit die Jungen bewacht (Brutfürsorge).
Die Entwicklungsdauer beträgt ungefähr ein Jahr. Nächtens sind die Ohrwürmer auf der Suche nach Nahrung unterwegs, wobei ihr Nahrungsspektrum relativ weit gefächert ist; sie ernähren sich von zarten Pflanzenteilen, Pilzen, Algen, aber auch halbreifen Samen und Früchten. Neben der pflanzlichen Kost fressen Ohrwürmer aber auch zum Teil erhebliche Mengen an Blattläusen und anderen kleinen Insekten. Diese gemischte Ernährungsweise erschwert eine eindeutige Einordnung der Ohrwürmer in die Kategorien Nützling oder Schädling. Grund zur Besorgnis besteht aber nicht, da Ohrwürmer weder Material- noch Vorratsschädlinge sind.
Wenn jedoch – wie in Ihrem Fall – die Ohrenkneifer in erheblicher Anzahl auftauchen, muss es hierfür einen Grund geben. Offenbar sind die Lebensbedingungen rund um Ihr Haus für die Insekten besonders günstig. Es gibt Nahrung in ausreichender Menge und die Ohrenkneifer finden gute Entwicklungs- und Versteckmöglichkeiten.
Wenn die Tiere in großer Zahl ins Haus eindringen, könnte es weiterhin daran liegen, dass die Vegetation etwas zu dicht ans Haus herangerückt ist. Hier wäre zu überlegen, ob Sträucher und Stauden etwas zurückgeschnitten werden könnten. Auch könnten Beete, die bis ans Haus heranreichen, durch eine Kiesschüttung oder Pflasterung ersetzt werden.
Im Einzelfall mag es kurzfristig auch helfen, zur Reduktion eines größeren Ohrenkneiferbesatzes ein handelsübliches Insektizid gegen beißende Insekten einzusetzen. Für eine dauerhafte Reduktion ist es jedoch erforderlich, den Tieren die Lebensgrundlagen zu entziehen.