KI in der Landwirtschaft

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz?

Wie funktioniert "Künstliche Intelligenz"? Was kann sie – und was (noch) nicht? Das haben wir an einem Ort erfahren, dem man nicht ansieht, dass dort an der Zukunft der Landwirtschaft gewerkelt wird.

Die digitale Zukunft der Landwirtschaft beginnt hinter dem Hauptbahnhof von Osnabrück. Dort ist zwar gerade überall Baustelle. Schotter liegt herum, Umleitungen sind ausgeschildert, Bauzäune versperren ­Wege, die noch auf Teer und Pflastersteine warten. Aber immerhin ist halbwegs zu erkennen, was da entsteht.

Ähnlich geht es der Künstlichen Intelligenz (KI) zur Landwirtschaft, die mitten in diesem urbanen Bau-Chaos entwickelt wird. Denn dort, in einem frisch renovierten Ringlokschuppen hinter dem Osnabrücker Hauptbahnhof, tüfteln 45 Forscherinnen und Forscher an digitaler Pflanzenerkennung, an Robotern zum Gemüseanbau oder auch an Lösungen zur „Langzeit-Autonomie“. Was damit gemeint ist, erklärt Professor ­Joachim Hertzberg so: „Es ist das eine, einen Roboter für landwirtschaftliche Aufgaben zu konstruieren – aber es ist ein anderes, ihn so vorzubereiten, dass er diese Aufgaben an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr lang zuverlässig und selbstständig erledigen kann. Er soll ja nicht nur für seine Energiezufuhr sorgen, sondern soll möglichst selbstständig und über einen längeren Zeitraum mit allen erdenklichen Störungen auf dem Feld umgehen können – denken Sie etwa an Wildwechsel oder auch an mögliche Wetteränderungen.“

KI umgibt uns längst im Alltag

Ist KI die Zukunft der Landwirtschaft? „Zunächst einmal ist KI sehr viel Vergangenheit“, erwidert Joachim Hertzberg und lacht. Der Professor für Informatik leitet die Osnabrücker Abteilung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI – siehe Kasten). „KI ist eigentlich ein alter Hut“, setzt er hinzu. „Wir alle sind seit Langem im Alltag von KI umgeben, sie steckt in unseren Smartphones, in Navis, in Schachcomputern und längst auch an Maishäckslern, wenn dort eine Kamera am Auswurfkrümmer die optimale Beladung des Wagens steuert.“

DFKI: Forschung seit 35 Jahren
Das „Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz“ (DFKI), 1988 gegründet, ist ein Forschungsverbund privater Unternehmen, universitärer Forschung und staatlicher Träger. An dem als GmbH organisierten Verbund sind große Unternehmen wie Airbus, Telekom, Münchener Rück oder VW ebenso beteiligt wie kleinere mittelständische Firmen. Auch die Bundesländer Bremen, Rheinland-Pfalz und ­Saarbrücken sind Gesellschafter des DFKI, das mit öffentlichen Mitteln der EU, des Bundes sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.
In acht Städten unterhält das DFKI Forschungseinrichtungen mit zusammen rund 1550 Beschäftigten. Sie entwickeln Anwendungen etwa zum autonomen Fahren, zur Logistik oder zum Einsatz von KI in der Medizin. Die Einrichtung in Osnabrück ist spezialisiert auf digitale Geschäftsmodelle für Unternehmen sowie auf Robotersysteme (Planbasierte Robotersteuerung). Sie arbeitet eng mit der Agrar- und Ernährungswirtschaft zusammen. Landtechnik, Agrifood, Lebensmittelverarbeitung und Logistik seien in der Region „eine prägende Größe, auch im bundesdeutschen Maßstab“, so der Osnabrücker...


Mehr zu dem Thema