Phagen statt Antibiotikum?​

Phagen sind natürlich vorkommende Viren, die nur gegen bestimmte Bakterien wirken. Sie sind relativ stabil und könnten den Antibiotikaeinsatz teils ersetzen. Rückstände hinterlassen sie nicht.​

Mit weltweit 1031 Bakteriophagen kommen diese zehnmal häufiger vor als Bakterien. So findet man im Wasser von Seen bis zu 100 Mio. Phagen pro Milliliter. In Böden können es sogar bis zu 1 Mrd. Phagen pro Gramm sein. Wie Sophie Kittler erläutert, sind Phagen verantwortlich für 20 bis 50% aller Bakterieninaktivierungen. Kittler, die am Institut für Lebensmittelsicherheit an der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) zu Phagen forscht, erklärt deren Wirkung auf einer Tagung der Deutschen Gruppe der World Poultry Science Association (WPSA).

Keime wieder empfänglich

Weil Phagen behüllt sind, bleiben sie in der Umwelt stabil. Sie wirken nur gegen bestimmte Bakterien. Es gibt verschiedene Arten von Phagen, die nicht alle für einen therapeutischen Einsatz geeignet sind. Lytische Phagen kommen dafür infrage. Sie vermehren sich nach dem Andocken an eine Bakterienzelle darin, bis die Zelle schließlich platzt und sich damit auflöst. So werden weitere Phagen an die Umgebung abgegeben. Wie effektiv sie gegen ein Bakterium wirken, ist unabhängig davon, ob eine Antibiotikaresistenz dieses Bakteriums besteht. Mehr noch: Neueste Erkenntnisse belegen, dass Phagen dazu führen können, dass ein resistentes Bakterium wieder empfänglich wird für ein Antibiotikum. Dies gelingt, weil Phagen in der Lage sind, die Struktur eines Bakteriums zu verändern.

Resistenzbildung möglich

Es gibt allerdings auch verschiedene Möglichkeiten einer Resistenzbildung von Bakterien gegenüber Phagen. Wie das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) schreibt, ist dafür am häufigsten eine Resistenz durch Veränderung des Erbguts verantwortlich. Dabei werden die bakteriellen...