Für Bernd Fuhrmann, den Vorsitzenden des Wisentvereins und Bürgermeister von Bad Berleburg, steht fest: „Gerichte können den Konflikt rund um die frei laufende Wisentherde im Rothaargebirge nicht lösen.“ Deshalb schlägt der Verein einen neuen Masterplan zur Befriedung vor. Dabei wolle sich NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser einbringen. Das habe man bei einem Treffen mit der Ministerin am 23. Januar in Düsseldorf vereinbart.
Doch was genau soll der Masterplan beinhalten? Wie will der Trägerverein, der die jetzt 20-köpfige Herde 2013 in die Freiheit entlassen hat, sicherstellen, dass die Tiere nicht weiter im Schmallenberger Raum und im Kreis Olpe die Rinden der Buchen schälen und dort hohe Schäden anrichten? Darauf wussten weder Fuhrmann noch Landrat Andreas Müller eine konkrete Antwort auf der Jahrespressekonferenz.
Waldbauern mit am Tisch
Die Vorstellungen des Vereins zielen jedoch in folgende Richtung: Der Verein möchte einen neuen Vertrag mit neuen Regeln mit dem Land NRW und dem Kreis für die Freisetzungsphase abschließen. Im Beirat sollten auch die geschädigten Waldbauern aus den Nachbarkreisen vertreten sein. „Sie müssen mit am Tisch sitzen und sollten mitentscheiden können“, sagte Fuhrmann.
Laut Vorstandsmitglied Johannes Röhl hat sich das Wanderungsverhalten der Wisente in den zurückliegenden Jahren kaum verändert. Sie laufen etwa 16 km in West-Ost- und 6 km in Nord-Süd-Richtung. Im Winter würden sich die Tiere, dank Fütterung, in einem etwa 2000 ha großen Areal bei Bad Berleburg aufhalten.
Aufgabe keine Option
Eines jedoch steht für die Wisent-Freunde außer Diskussion: Eine Aufgabe des „einzigartigen Artenschutzprojektes“ kommt für sie nicht infrage. Auch das Einsperren der Tiere in ein wesentlich größeres Gatter beim jetzigen Gehege (etwa 20 ha) oberhalb von Bad Berleburg sei keine Option.
Nach Ansicht von Müller sind die Wisente im Kreis Siegen-Wittgenstein ein „absoluter Sympathieträger“. Es gebe keine Ängste oder Vorbehalte in der Bevölkerung. Das Projekt habe national und international Aufmerksamkeit erregt und locke viele Touristen in die strukturschwache Region.
Mit Egnar droht Inzucht
Lösen müsse man aber den Streit mit den Waldbauern. 2018 hat der Fonds 50.000 € für die Schäden bezahlt. Ähnliche Summen sind 2016 und 2017 geflossen. Doch es gibt laut Röhl weitere Probleme. Leitbulle Egnar ist bereits über sechs Jahre alt. Er deckt seine ersten Töchter, was zur Inzucht führt. „Den frei laufenden Bullen zu finden und aus der Herde zu entnehmen, ist viel schwerer, als wir anfangs dachten“, räumte Röhl ein.
Laut Fuhrmann soll die Herde maximal 25 Tiere umfassen. Im neuen Masterplan könnte man auch festlegen, wie lange die jetzige Freisetzungsphase noch laufen soll (eventuell weitere fünf Jahre?) und ob man das Fleisch der Wisente nicht doch als Nahrungsmittel verwerten darf. Röhl: „Das ist nach jetzigem Recht verboten, weil der Wisent zu den streng geschützten Arten gehört.“