Virus bedroht Hähnchenmast

Ein Virus legt derzeit die Hähnchenmast im mittleren Emsland lahm. Seit einigen Wochen grassiert dort die Infektiöse Laryngotracheitis (ILT), eine ansteckende Viruserkrankung der oberen Luftwege. Nach Angaben des Landvolkes sind davon mehr als 40 Betriebe betroffen. Das Zentrum der Erkrankung liegt im Raum Haren/Meppen.

Wegen der raschen Verbreitung des Virus haben sich die Geflügelhalter zusammen mit den Integrationspartnern, Brütereien und Veterinären aus den betroffenen Gebieten auf freiwilliger Basis zusammengefunden und einen Aktionsplan erarbeitet. Der Erreger soll möglichst schnell eliminiert werden. Dabei machen auch die Hähnchenhalter mit, in deren Ställen die Krankheit bisher nicht aufgetreten ist.

Was ist ILT?
ILT ist eine durch ein Herpesvirus hervorgerufene ansteckende Erkrankung der oberen Luftwege. Dabei kommt es zu einer Entzündung des Kehlkopfes und der Luftröhre. Die meldepflichtige Viruserkrankung betrifft alle Hühnervögel und ist weltweit verbreitet. Elterntiere der Masthähnchen und Legehennen sowie Junghennen werden gegen ILT geimpft, Masthähnchen wegen ihrer kurzen Lebensdauer nicht. Bei einer ILT-Erkrankung geht die Futteraufnahme um bis zu 50 % zurück, die Tiere nehmen nicht mehr zu und es kommt zu erhöhten Tierverlusten. Die Übertragung des Virus erfolgt sowohl durch direkten als auch indirekten Tierkontakt, zum Beispiel über Fahrzeuge, Kleidung oder die Luft. Für den Menschen stellt ILT keine Gefahr dar. Mit dem Virus befallene Tiere sind für den Verzehr geeignet.

Die betroffene Region wurde anhand bestimmter geografischer und verkehrstechnischer Gegebenheiten in vier Gebiete eingeteilt. Jeder Geflügelhalter in diesen Gebieten beendet in den nächsten Wochen seinen laufenden Mastdurchgang, stallt dann aber anschließend nicht wieder ein. Sofern es die Besatzdichte erlaubt, wird bereits auf das Vorfangen verzichtet.

Kurzfristig geschlachtet

Nach Auskunft von Veterinären durchlaufen die vom Virus betroffenen Bestände nicht die reguläre Mastzeit, sondern werden kurzfristig geschlachtet. Ab Anfang Dezember werden die vier Gebiete nach und nach für einen Zeitraum von jeweils mindestens neun Tagen völlig frei sein von Hähnchen. Danach stallen die Betriebe gemeinsam wieder ein.

Inzwischen sind auch zusätzliche hygienische Maßnahmen eingeleitet worden. Dies betrifft nicht nur die Betriebe selbst, sondern auch die Fangkolonnen sowie die Schlachttransporte. Auch die Route der Tierkörperbeseitigungsfahrzeuge wurde genau festgelegt. Der Mist aus den betroffenen Ställen muss gut abgedeckt in Mieten bis zum Abklingen der Ansteckungsfähigkeit des Virus zwischengelagert werden.

Gute Erfolge mit diesem Verfahren

Bei der Erarbeitung dieses Konzeptes wurden auch Experten aus den Niederlanden hinzugezogen, die mit diesem Verfahren bereits gute Erfolge erzielt haben. In den USA sowie in den Niederlanden ist das Virus bereits in den Jahren 2006 und 2010 in größerem Ausmaß aufgetreten.

Insgesamt sind nach Angaben des Landvolkes mehr als 5 Mio. Hähnchenmastplätze betroffen. Seit knapp zwei Wochen wurde im betroffenen Gebiet keine neue Infektion mit ILT nachgewiesen. bw


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