Tierwohl: Frisches Geld Mangelware



Die Verhandlungen über zusätzliches Geld für die Ini­tiative Tierwohl kommen noch nicht recht voran. Die Lebensmittelriesen, die bereits 4 Cent/kg verkauftes Schweinefleisch in den Topf einzahlen, sollen nicht unter Druck gesetzt werden, so die stille Übereinkunft der landwirtschaftlichen Verbände. Bleiben die Handelsunternehmen wie K&K, die bislang dem Fonds nicht beigetreten sind, sowie verarbeitende Industrie, Fleischerhandwerk oder Gastronomie.

1,6 Mio. € frei?
Für Betriebe von der Warteliste müssten theoretisch noch 1,6 Mio. € frei sein. Von den 2.142 ausgelosten Betrieben sind innerhalb von 14 Tagen fünf Betriebe von ihrem Antrag zurückgetreten. Die restlichen 2.137 Betriebe belegen nach Auskunft der Initiative Tierwohl ein Prämienvolumen von 50,386 Mio. € inkl. der 500 € Basisprämie für Klima- und Tränkewasserchecks (Stand 15. Mai). Angesichts der für 2015 vorgesehenen 52 Mio. € Prämienvolumen müssten 1,614 Mio. € für Nachrücker zur Verfügung stehen. Wann die ersten Betriebe benachrichtigt werden, konnte die Initiative Tierwohl noch nicht sagen.

Hej IKEA, …

Denen versucht die Interessen­gemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) durch eine Plakatserie Dampf zu machen. Die wetterfesten, 3 x 4 m großen Plakate sollen an günstig gelegenen landwirtschaftlichen Flächen bekannte Unternehmen mit großer Gastronomie wie VW, IKEA, McDonald’s oder Burger King direkt ansprechen: „Hej IKEA, was haltet ihr von mehr Tierwohl für eure Köttbullar …“

Bei ihren Mitgliedern wirbt die ISN um Spenden für die Druckkosten und um verkehrsgünstige Orte für die Platzierung. Innerhalb von zwei Wochen sind 14.000 € zusammengekommen. Weitere Spenden sind notwendig, um Breitenwirkung zu erzielen. Die ersten Plakate werden in dieser Woche aufgestellt.

Kein Thema für die Medien?

Ansonsten ist die Initiative Tierwohl weit davon entfernt, das Thema in den nichtlandwirtschaftlichen Medien zu platzieren. Gemessen am Medienrummel bei Fotos und Filmen aus illegalen Stalleinbrüchen ist das geringe Interesse für die freiwillige Tierschutzinitiative enttäuschend.

Dass dem Lebensmittelhandel mehr Tierwohl nur 65 Mio. € wert ist und 54 % der teilnahmewilligen Schweinehalter leer ausgehen, ist nur ganz wenigen Zeitungen wie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ einen Artikel wert.

Schützenhilfe bekommen die Verliererbetriebe von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Er appellierte Anfang der Woche an die führenden deutschen Handels­unternehmen, mehr Geld in die stark überzeichnete Kampagne zu investieren. Auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, positioniert sich klar in einem Interview des Norddeutschen Rundfunks: „Dass die Lostrommel darüber entscheidet, welches Schwein wie viel mehr Tierwohl erreicht, ist völlig absurd.“ sb