Tiergesundheit und Tierwohl



Wochenblatt: In der vergangenen Woche wurde in Münster das Forum für Tiergesundheit und Tierwohl in der Schweinehaltung (FTT) gegründet. Was muss man sich unter diesem Forum vorstellen? Welchen Zweck verfolgt es?

Dr. Bernhard Schlindwein: Das Forum bringt Verbände und Organisationen aus NRW zusammen, um die Arbeit der Fachleute zu vernetzen. Das Forum ist ein sichtbares Zeichen, dass berufsständische Organisationen und Wissenschaft gemeinsam die zentralen Themen Tiergesundheit und Tierwohl nach vorne bringen wollen – zur Stärkung einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Veredlung.

Wir verstehen das Forum auch als Antwort auf die vielen Anforderungen seitens der Politik und der Wirtschaft. Wir wollen den Landwirten helfen: bei der Umsetzung des Arzneimittelgesetzes und des Tiergesundheitsgesetzes, aber auch bei der von der Wirtschaft getragenen Initiative Tierwohl.

Wer ist dabei?
Neben den beiden Landwirtschaftsverbänden WLV und RLV sind die Landwirtschaftskammer NRW, der Erzeugerring Westfalen, die ISN-Interessen- gemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, der Rheinische Erzeugerring für Mastschweine, der Rheinische Erzeugerring für Qualitätsferkel, die Tierärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie als Datenbankdienstleister die IQ Agrar Service GmbH im Boot. Wissenschaftlich begleitet wird das Forum durch den Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Koordiniert wird das Forum in den ersten beiden Jah­ren vom WLV.

Wochenblatt: Mit welchen Themen bzw. Fragestellungen wird sich das Forum beschäftigen?

Schlindwein: Wir fangen nicht bei „null“ an: Bereits heute arbeiten einige der beteiligten Verbände und Organisationen in verschiedenen Projekten rund um die Tier­gesundheit eng zusammen oder haben dies bei dem vom WLV koordinierten Verbundprojekt „gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ getan.

Die aktuellen Themen, die wir im Forum bearbeiten werden, sind: Verringerung des Medikamenteneinsatzes und in diesem Zusammenhang Unterstützung der Landwirte bei der Umsetzung des Arzneimittelgesetzes. Des Weiteren unterstützen wir Schweinehalter, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen wollen oder die nach Lösungen zum Verzicht auf die Ferkelkastration oder das Schwanzkupieren suchen. Schwerpunkte der Arbeit sind deshalb Aufbau einer innovativen Gesundheitsberatung, die Umsetzung präventiver Hygienemaßnahmen und die Entwicklung eines Beratungskonzeptes zur Vermeidung von Schwanzbeißen.

Wochenblatt: Gerade bei diesem Thema macht sich die Praxis Sorgen. Die Bauern befürchten einen überhasteten Verzicht auf das Schwänzekürzen, ohne die Ursachen der Caudophagie wirklich zu kennen bzw. beseitigt zu haben. Wo und wie kann das neue Forum hier helfen?

Schlindwein: Einige Mitglieder des Forums sind Teilnehmer am Projekt „Umsetzung eines Beratungskonzepts beim Auftreten von Caudophagie bei Schweinen“ unter Federführung der FH Soest. Auch arbeiten wir eng mit dem NRW-Landwirtschaftsministerium bei der Umsetzung der gemeinsamen NRW-Erklärung zum Verzicht auf das „routinemäßige“ Kürzen von Schwänzen bei Schweinen zusammen.

Die Erkenntnisse rund um das Thema „Schwänzekürzen“ wollen wir im Forum diskutieren, bewerten und erfolgversprechende Ansätze auf den Betrieben testen. Ein Verzicht auf das Kürzen käme heute viel zu früh. Einfache, pauschale Antworten kann und wird es nicht geben, ebenso wenig wie schnelle Lösungen. Die Zusammenarbeit im Forum soll ein abgestimmtes Vorgehen ermöglichen, basierend auf gemeinsam gewonnenen Erkenntnissen. Wal


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