Seuchenhygiene wirklich ernst nehmen



Die jüngsten Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Wild- und Hausschweinen in Lettland haben gezeigt, dass diese Tierseuche in Osteuropa weiter um sich greift und eine echte Bedrohung für die heimische Veredlungswirtschaft darstellt – auch weil die Seuche zum Beispiel über infizierte Lebensmittel, Kleidung oder Jagd­trophäen aus den betroffenen Regionen eingeschleppt werden könnte.

Die deutschen Schweinehalter sind daher gut beraten, bei der Bio­sicherheit nicht nachzulassen und ihre Bestände weiterhin möglichst gut gegen das Virus abzusichern. Das wurde bei einer Tierärztefortbildung in Münster deutlich, welche gemeinsam vom Erzeugerring Westfalen, dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt), der Tierärztekammer Westfalen-Lippe und dem Unternehmen Agravis organisiert wurde.

Hygiene mit Konzept

Wichtig ist, dass die Betriebe über ein Hygienekonzept verfügen, um es dem ASP-Virus möglichst zu erschweren, in den Schweinebestand einzudringen. Hier sind einige grundlegende Regeln der Hygiene zu beachten: Beispielsweise dürfen Speise- oder Küchenabfälle nicht an Schweine (Haus- und Wildschweine) verfüttert werden. Die einschlägigen Vorgaben der Schweinehaltungshygiene-Verordnung sind zu beachten.

Daneben kommt der Sauberkeit und strikten Hygiene auf den Betrieben große Bedeutung zu. So sollten zum Beispiel „reine“ und „unreine Seite“ getrennt und der Fahrzeugverkehr auf der Hofstelle auf das notwendige Maß beschränkt werden. Eventuelle Besucher dürfen die Ställe nur mit betriebseigener Schutzkleidung und unter Nutzung von Desinfektionsmatten betreten.

Zuchtschweine und Ferkel sollten aus möglichst wenigen Betrieben mit bekanntem Gesundheitsstatus zugekauft werden. Zudem hat der Wagen der Tierkörperbeseitigung nichts auf dem direkten Betriebsgelände zu suchen.

Was der Tierarzt tun kann

Wie Dr. Berthold Lindhaus erklärte, sind überdies auch die (Hof-)Tierärzte gut beraten, bei Besuch eines Kundenbetriebes die Seuchen­hygiene im Blick zu behalten. Schließlich laufen die Nutztierpraktiker Gefahr, im Ernstfall durch ihre Fahrten von Betrieb zu Betrieb die Schweinepest breit zu streuen, so der Tierarzt aus Schöppingen. Er selbst hat sich beispielsweise angewöhnt, sein Fahrzeug nicht direkt am Stall, sondern wenn möglich außerhalb des Betriebsgeländes zu parken, und für den Weg zur Umkleide Einweg-Überschuhe zu nutzen.

Alle für den Einsatz benötigten tierärztlichen Gerätschaften werden zwischen zwei Bestandsbesuchen gewechselt bzw. gründlich desinfiziert, um das Verschleppungsrisiko so klein wie möglich zu halten. Denn die praktischen Tierärzte sind auf den Höfen unersetzlich, um eine aufkommende Infektion rasch zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Gleichzeitig birgt jeder Personen- und Fahrzeugkontakt aber die Gefahr einer Erregerverschleppung.

Früherkennung nutzen

Um im Falle eines Falles den Schaden möglichst klein zu halten, gilt es die Seuche so früh wie möglich zu erkennen. Hierzu sollten die Landwirte und ihre Tierärzte das Tierseuchen-Früherkennungssystem rege nutzen, riet Dr. Annette vom Schloß, Geschäftsführerin der NRW-Tierseuchenkasse. Das System erlaubt eine Ursachenklärung, ohne dass der Verdacht auf eine Tierseuche ausgesprochen wird.

Vor allem bei Krankheitsproblemen mit erhöhten Verlusten und Fieber, bei denen eine antibiotische Behandlung erfolglos war, sollte umgehend die (kostenlose) Ausschlussuntersuchung eingeleitet werden. In den meisten Fällen kann anschließend Entwarnung gegeben und die Infektion gezielt therapiert werden.

Falls es sich bei der Krankheit jedoch tatsächlich um Schweinepest handeln sollte, kommt das sowieso ans Tageslicht – dann doch lieber frühzeitig untersuchen, um die Seuche schnell und energisch bekämpfen zu können. Wal