Schweinebranche fordert einen "vierten Weg"

Die lokale Betäubung wird als eine weitere Alternative zur betäubungslosen Kastration diskutiert. In der Herriedener Erklärung fordern Branchenvertreter den Bundeslandwirtschaftsminister auf, sich für diesen Weg stark zu machen.

Der deutsche Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration bedarf tierschutzgerechter und praxistauglicher Verfahren, die die Schweinefleischerzeuger weiterhin vor allem im EU-Binnenmarkt wettbewerbsfähig halten.

Dies forderten am 14. März 2017 in Herrieden (Mittelfranken) stufenübergreifend Vertreter aus Erzeuger- und Beratungsorganisationen, der genossenschaftlichen Vieh- und Fleischvermarktung sowie der bundesweit tätigen Schlachtunternehmen.

Folgende Organisationen haben unterzeichnet:
Bayerische Bauernverband,
Deutsche Bauerverband,
Deutsche Raiffeisenverband,
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN),
Landesbauernverband Baden-Württemberg,
Müller Gruppe,
Ringgemeinschaft Bayern,
Tönnies,
Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft,
Vereinigungen der Erzeugergemeinschaften Vieh und Fleisch (VEZG),
Vion,
Westfleisch,
Zentralverband der deutschen Schweineproduktion (ZDS).

Der Sektor könne aufgrund der verbraucher- und kundenseitigen Anforderungen und Produktspezifikationen derzeit nicht vollständig auf die Kastration (ab 1. Januar 2019 unter Betäubung) verzichten, ohne die deutsche Ferkelerzeugung im europäischen Wettbewerb erheblich zu benachteiligen. Ferner seien gravierende Folgen für den Strukturwandel zu befürchten. Deshalb sei es zwingend notwendig, dass mehrere Alternativen zur Kastration unter Betäubung zur Verfügung stehen.

Die Lokalanästhesie mit Procain oder moderneren Arzneimitteln wie Lidocain wird von den Branchenvertretern als wichtige, zusätzliche Alternative angesehen ("vierter Weg"). Man sehe derzeit insbesondere für den Wirkstoff Procain dringenden Handlungsbedarf.

Folgende Schritte sind den Unterzeichnern zufolge im Einzelnen notwendig:

  • Unterstützung von klinischen Studien für die Indikationskonkretisierung von Procain zur Anwendung der örtlichen Schmerzausschaltung als tierschutzgerechtem Verfahren durch den Tierhalter.
  • Zulassung von modernen Lokalanästhetika wie zum Beispiel Lidocain für das Schwein und für die Indikation Ferkelkastration zur weiteren Verbesserung des Tierschutzes.

Die Organisationen fordern deshalb den Bundeslandwirtschaftsminister auf, sich rasch und unbürokratisch für den oben beschriebenen vierten Weg der Kastration unter Lokalanästhesie einzusetzen. msch