Rukwied will „harte Kante“

„Alle Forderungen nach mehr Tierschutz müssen praktikabel und ökonomisch vertretbar sein“, forderte DBV-Präsident Joachim Rukwied auf dem Kreisverbandstag Steinfurt in Saerbeck.

Joachim Rukwied wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Das vom WLV beschlossene Positionspapier „Offensive Nachhaltigkeit“ sei ein mutiger und richtiger Schritt gewesen.

Doch der Satz, dass „die Landwirte … dazu beitragen, dass Boden, Wasser, Luft und Tiere geschädigt werden“, habe bundesweit viel Aufsehen und auch Unmut ausgelöst. Rukwied: „Wir haben im Verbandsrat des Bauernverbandes hart diskutiert. Am Ende haben 17 von 18 Landesverbänden gesagt: Diese Formulierung tragen wir so nicht mit.“

„Nicht verbiegen lassen“

Das jedoch war der einzige Dissens, der am Montagabend beim Kreisverbandstag in Saerbeck zu hören war. Vielmehr zollten die über 500 Bäuerinnen und Landwirte in der Festhalle Hövels ihrem Berufskollegen aus dem Landkreis Heilbronn Respekt für seinen couragierten Auftritt. „Ja, wir müssen uns der Kritik stellen. Doch wir dürfen uns auch nicht verbiegen lassen und müssen harte Kante zeigen, wenn kluge Professoren, grüne Minister oder selbst ernannte Agrarexperten dummes Zeug über die Landwirtschaft reden“, sagte der Bauernpräsident unter Beifall.

Rukwied sprach nahezu alle Themen an, die den Tierhaltern und Ackerbauern derzeit die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Einige Beispiele:

  • Bundesweit wird etwa jeder zweite Sauenstall nicht mehr zu nutzen sein, wenn die Behörden das Kastenstand-Urteil des Oberlandesgerichts Magdeburg zeitnah umsetzen. „Wir fordern Vertrauens- und Bestandsschutz für die Ställe für 25 Jahre, damit wir Zinsen und Tilgung für die Darlehen bezahlen können.“
  • Zum geplanten Stopp bei den Ferkelkastrationen ab 2019: Die drei bislang diskutierten Verfahren (etwa Einsatz von Isofluran, Ebermast) sind derzeit alle noch nicht praxisreif bzw. zu teuer. Eine vierte Option, die vom Tierhalter ausgeführte partielle Schmerzausschaltung, ist ernsthaft zu prüfen, fordert Rukwied.
  • Schwänze kupieren bei Ferkeln: Laut Rukwied gibt es bislang keine praktikablen oder wissenschaftlichen Beweise, dass ohne Kupieren das Beißen in den Ställen aufhört. „Ist der Tierschutz besser, wenn sich die Schweine in den Buchten weiter blutig beißen?“

Spielwiese für Minister?

„Wir haben in NRW große Sorge,“ so Vorsitzender Johann Prümers, „dass der Bund bei der geplanten Düngeverordnung eine Länderöffnungsklausel schafft.“ Damit schaffe man doch nur eine Spielwiese für die grünen Landesagrarminister. Rukwied: „Wir haben uns bis zuletzt gegen diese unsinnige Forderung gestemmt. Kommt die Klausel, befürchten wir Wettbewerbsverzerrungen sogar innerhalb des Bundesgebietes.“

Beim Thema „Wettbewerbsverzerrung und Chancengleichheit“ hätten Berlin und Brüssel ohnehin versagt, meinte Carsten Spieker. In Spanien oder Bulgarien zum Beispiel spielten die Haltungsbedingungen der Sauen keine Rolle, dort würden im großen Stil weiter neue Ställe mit den engen Kästen genehmigt und gebaut.

Wie könne sich der Berufsstand wehren? Rukwied: „Sie haben völlig recht, wir weisen immer wieder darauf hin. Wir schaffen Tierwohl und die Wettbewerber nehmen uns die Marktanteile weg. Bezeichnend ist doch, dass unsere Tierkritiker und die Medien dieses Thema gar nicht interessiert.“ Armin Asbrand

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 03/2017