Rettung für schwache Lämmer



Das Absinken der Körpertemperatur des Lammes ist ein Signal für das Schwinden der Energievorräte (Glycogen) in der Leber der neugeborenen Tiere. Der Blutzuckergehalt fällt vom Normalwert 80 mg je 100 ml auf Werte unter 40 mg je 100 ml ab.

Ab wann wird es kritisch?

Wird das Lamm lebensschwach geboren oder hat das Mutterschaf zu wenig Milch, sinkt die Körpertemperatur unterhalb des Normalbereiches gesunder Tiere von 39 bis 40 °C. Moderne, elektronische Thermometer sind zur raschen Bestimmung der Körpertemperatur bei Lämmern besonders gut geeignet.

Sobald die Körpertemperatur Werte unter 38,5 °C erreicht, stellen sich allmählich charakteristische klinische Symptome ein: die Lämmer verlieren an Bewegungsaktivität, zunehmend verstummt auch das typische Blöken, sie verkriechen sich zitternd unter die Tröge, bei hängendem Kopf wird der Rücken aufgezogen, die Lämmer werden apathisch und kommen letztlich zum Festliegen.

Bei sinkender Körpertemperatur (teilweise werden Werte unter 37 °C gemessen) sind rechtzeitig mehrere Sofortmaßnahmen erforderlich:

Wärmen: Der Einsatz einer Rotlichtlampe wirkt der Wärmeabstrahlung des Körpers entgegen.

Biestmilch: Solange das Tier noch in der Lage ist zu saugen, versucht man langsam mit der Flasche mit Gummisauger körperwarme Biestmilch zu verabreichen. Die Tagesdosis orientiert sich am Körpergewicht des Lammes und beträgt etwa 100 bis 150 ml je kg Körpergewicht, das heißt bei 4,5 kg Körpergewicht werden beispielsweise täglich etwa 0,4 bis 0,7 l Milch auf sechs Portionen verteilt körperwarm mit 38 bis 40 °C verabreicht.

Die erste Gabe sollte schon in der ersten Lebensstunde erfolgen; im Idealfall verabreicht man am ersten Lebenstag die Tagesmenge portionsweise in zeitlichen Abständen von zwei Stunden.

Lammretter/Magensonde: Verweigern Lämmer die Milchaufnahme, besteht die Möglichkeit, in fortgeschrittenen Stadien vorsichtig mit der Magensonde mehrmals täglich in Abständen von drei Stunden Kolostrum in Mengen von 50 ml körperwarm ein. Die Magensonde, das zur Flasche führende schlauchförmige Verbindungsstück des „Lammretters“, sollte einen Außendurchmesser von 4,7 mm besitzen. Die nicht selten lebensrettende Maßnahme wird solange fortgesetzt, bis die Lämmer wieder selbständig Milch aufnehmen.

Glukoseinfusion: Für den Tierarzt besteht die Möglichkeit, den Blutzuckerspiegel durch intravenöse Glukoseinfusionen kurzfristig anzuheben. Die Lösungen können durch den Tierarzt unter sterilen Bedingungen auch direkt in die Bauchhöhle injiziert werden, wenn die Venen bei den Jungtieren schlecht aufzufinden sind. Sollte sich trotz dieser Bemühungen keine Besserung einstellen, muss eine Intensivbehandlung unter tierärztlicher Kontrolle eingeleitet werden. Dr. Wilfried Adams