Pferdestammbuch: Es gibt viel zu tun

Mehr Offenheit nach innen und außen hatte der neue Vorstand des Westfälischen Pferdestammbuchs den Mitgliedern des Vereins bei der Delegiertenversammlung im April versprochen. Ein erster Schritt in diese Richtung wurde am Montagabend im Casino des Pferdezentrums in Münster-Handorf gemacht.

Der Vorsitzende Karl Hubertus Freiherr von Beverfoerde sowie seine sieben Vorstandskollegen hatten eingeladen, um mit den Mitgliedern über das Thema „Qualitätsmanagement Westfälisches Pferdezentrum – Verbesserung der Rahmenbedingungen bei Vermarktung, Auktionen und Körungen“ zu diskutieren.Schätzungsweise rund 120 Pferdezüchter und -besitzer nutzen diese Gelegenheit. Weitere Veranstaltungen dieser Art sollen folgen.

„Uns ist es wichtig, mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen. Nur so können wir mit Ihnen einen neuen Weg beschreiten und verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen“, sagte Dr. Lutz Ahlswede, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Pferdestammbuchs, sinngemäß.

Vieles soll geändert werden

„Im Moment kommt mir die Arbeit im Vorstand so vor, als ob wir ein altes Fachwerkhaus hätten, bei dem wir jedes Fach rausnehmen, prüfen, bei Bedarf verbessern und wieder einsetzen“, so Ahlswede. Ihm sei bewusst, dass das Projekt Qualitätsmanagement Westfälisches Pferdezentrum gleich das schwierigste Thema ist, aber es sei notwendig den Grauschleier zu lüften, wenn man es für die Zukunft kunden- und pferdegerechter gestalten will.

Nach seinen Worten hat das Pferdestammbuch in etwa zwei Monaten die Erlaubnis, bundesweit tätig als Zuchtverband zu sein. Nun muss überlegt werden, ob beispielsweise ein Standort in Süddeutschland eingerichtet werden soll. Auch sollen die Aktivitäten und Kontakte ins Ausland verstärkt werden, denn das Ziel sei es, die Hälfte der Pferde dorthin zu vermarkten.

Offen sprach Ahlswede auch das Thema Gesundheit vor allem bei jungen Auktionspferden an. Da im Pferdezentrum viele Tiere aus unterschiedlichen Ställen aufeinandertreffen, sind Hautpilz und Husten und neuerdings Druse keine Seltenheit. Da kranke Pferde nicht verkauft werden können und dem Betrieb schaden, muss das System geändert werden.

Nach Beratung mit den beiden Vertragstierärzten Dr. Victor Baltus von der Tierklinik Dülmen und Dr. Alexander Merz von der Tierklinik Telgte wurde beschlossen, voraussichtlich von Ende September an, nur noch Pferde anzunehmen, die nachweislich gegen Influenza und Herpes geimpft sind. Auf einen Impfschutz gegen Hautpilze soll dagegen verzichtet werden. Vielmehr will das Pferdezentrum mit einem Hygieneprogramm im Personen- und Stallbereich (Rein-Raus-Verfahren) die Pilzinfektion in den Griff kriegen.

Doch das ist noch nicht alles. Gerade bei den jungen Pferden soll Stress vermieden werden, indem die Stallruhe-Zeiten strikter eingehalten werden und das Ausprobieren durch Fremdreiter begrenzt wird. Geplant ist zudem, Auktionspferde einmal wöchentlich dem Tierarzt unterm Sattel vorzustellen. Dieses Pilotprojekt wird für ein Jahr kostenlos von den beiden Vertragstierärzten durchgeführt. Geändert werden soll ebenfalls das Ausbildungsprogramm der Pferde. Die Ausbildung soll stärker an das Alter der Tiere angepasst werden, indem beispielsweise Dreijährige altersgemäß mehr vorwärts-abwärts geritten werden.

Viele Ideen, wenig Geld

Ein ganz anderes Thema als Krankheiten sprach das geschäftsführende Vorstandsmitglied Günter Voss an. Er teilte mit, dass für das aktuelle Geschäftsjahr schätzungsweise mit Mindereinnahmen von rund 130.000 € gegenüber dem Vorjahr zu rechnen ist. Genauere Zahlen hofft er bei der Delegiertenversammlung im September präsentieren zu können.

Daher wird derzeit überlegt, wo gespart werden kann. Zur Diskussion stellte Voss beispielsweise die Stutenschauen. Hier sollte überprüft werden, ob die Zahl nicht reduziert werden kann – vor allem dort, wo nur wenige Tiere vorgestellt werden. Allerdings soll das Regionalprinzip weiter Berücksichtigung finden.

Nicht nur dieser Vorschlag sorgte für eine rege Diskussion unter den Mitgliedern, die sehr angetan von dem offenen Umgang des Vorstands waren und am Ende diesen mit einem Beifall verabschiedeten. Nur die letzte Frage zum Geschäftsführer- und Zuchtleiter, dessen Stelle offiziell ausgeschrieben ist, blieb unbeantwortet. Zwar sagte der Vorsitzende die Frage sei interessant, aber er könne derzeit keine Stellung hierzu beziehen. KB

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 25/2012 auf Seite 38.