MRSA: Multiresistente Keime in der Landluft

Eine Studie sieht Hinweise dafür, dass Anwohner in der Nähe von Schweinemastanlagen häufiger Träger antibiotikaresistenter Keime sind.

Landwirte, vor allem Schweinehalter, wissen, dass bei ihnen auffällig häufig in der Nasenschleimhaut multiresistente Keime nachzuweisen sind. Diese Keime, bekannt als Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), machen sie nicht krank. Sie können aber zu schweren Infektionen führen, wenn sie zum Beispiel durch eine offene Wunde, bei einer Operation oder durch einen Katheder in den Körper eindringen. Denn MRSA sind gegen viele gängige Antibiotika resistent.

Unklar war bisher, ob sich die resistenten Keime, die viele Schweine nachweislich in sich tragen, nur durch direkten Kontakt oder auch etwa über die Luft verbreiten. Einen Hinweis darauf liefert jetzt eine Studie aus Pennsylvania, wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) berichtete.

Ausbreitung über Gülle?

„Menschen, die in geringer Entfernung zu einem Schweinemastbetrieb leben, haben offenbar ein höheres Risiko für eine Infektion mit dem multiresistenten Keim MRSA“, heißt es in der SZ. Für die Studie hatte die Umweltwissenschaftlerin Joan Casey knapp 5.800 MRSA-Patienten mit knapp 3.000 gesunden Kontrollpersonen verglichen. Den Autoren der Studie zufolge erhöht nicht nur die Nachbarschaft zu einem Schweinemastbetrieb das MRSA-Risiko, sondern auch die Nähe zu Getreidefeldern, die mit der Gülle von Schweinen gedüngt wurden. Möglicherweise würden bakterienbelastete Aerosole in der Luft dazu beitragen, dass sich die Resistenzgene verbreiten und auch zu den Menschen gelangen, spekulieren die Autoren.

Während noch nicht endgültig geklärt ist, in welcher Weise Mensch und Vieh Bakterien austauschen und wann beziehungsweise in welchem Wirt sie dabei Resistenzen entwickeln, steht für die „Süddeutsche Zeitung“ fest: „Plausibel ist jedoch in jedem Fall, dass die Massentierhaltung die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen auch beim Menschen fördert."

Darauf deutet nun auch die Studie aus Pennsylvania hin – obgleich bei ihr der direkte Nachweis noch aussteht, dass die erhöhten Infektionsraten tatsächlich mit den benachbarten Mastbetrieben und gedüngten Feldern in der Nähe der Probanden zusammenhängen.“

Unbekannte MRSA-Typen

Tatsächlich handelte es sich bei den 31 verschiedenen MRSA-Genotypen, die in der Studie entdeckt wurden, nicht um die klassischen Genotypen, die bisher bei uns nachgewiesen wurden, erklärt der Leiter des Euregio-Projekts „MRSA-net“, Prof. Dr. Alexander Friedrich von der Universität Groningen, Niederlande. Die MRSA aus der Studie seien also andere als die, die wir bei unseren Tieren finden würden. Möglicherweise sei das der Grund dafür, dass solche Ausbreitungen bislang eher selten gesehen wurden.

„Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass sich die MRSA-Mikrobiologie ständig verändert und dass fittere Stämme entstehen können, die sich dann rasch ausbreiten können, auch über Gülle und Luft.“ Deshalb dürfe nicht nachgelassen werden, das Thema zu beobachten und grenzüberschreitend anzugehen. Die genaueren Zusammenhänge müssten aber noch wissenschaftlich erforscht werden, betonte Prof. Friedrich. Wul