Futterernte: Wildtiere nicht gefährden

Die Problematik ist alljährlich dieselbe: Die Zeit der Gras­ernte und auch der Ernte von Grünroggen für Silage überschneidet sich mit den Setz- und Brutzeiten vieler Wildtiere. Bei einem frühen ersten Schnitt fällt auch der zweite Schnitt oft noch in die sensible Zeit.

Gelangen Wildtiere in das Erntegut, besteht die Gefahr, dass Bakterien der Gattung Clostridium aus den Kadavern das hochgiftige Botulinum-Toxin bilden. Bei der Futtervorlage mittels Mischwagen homogen vermischt, kann dies sogar bei einer größeren Zahl an Tieren zu Vergiftungserscheinungen mit Leistungseinbußen führen. Vor diesem Hintergrund kann es nur das Ziel sein, bei der Ernte jegliche Kontamination des Futters mit getöteten Tieren zu vermeiden.

Wie Wild verscheuchen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Wild von Flächen zu vergrämen:

Abends vor der Mahd aufgestellte Rascheltüten und Flatterbänder – diese sollten nicht zu früh aufgestellt werden, da das Wild diese Art der Störung schnell wieder akzeptiert und zurück in die Fläche zieht.

Akustische Wildretter – diese am Mähfahrzeug befestigten Warnsirenen bewirken ebenfalls einen Vertreibungseffekt. Die Bauanleitung ist beim Landesjagdverband erhältlich, Tel. (02 31) 28 68-600, Fax -666, E-Mail: .
Achtung: Akustische Wild­retter funktionieren nicht bei sich drückenden Jung­tieren und brütenden Fasanen­hennen.

Absuchen der zu mähenden Flächen mit einem ausgebildeten Jagdhund kurz vor dem Erntezeitpunkt – diese Methode stellt die effektivste Vorgehensweise zur Wildrettung dar. Idealerweise wird der Jagdausübungsberechtigte so früh wie möglich (mindestens zwei Tage vorher) über den anstehenden Erntetermin informiert, denn je nach Flächengröße werden unter Umständen mehrere Suchgespanne benötigt.

Von innen nach außen
Bei modernen Mähern ist das Mähen von innen nach außen bzw. – bei sehr großen Flächen von einer Seite zur anderen – eine der wenigen Möglichkeiten, den Wildtieren eine Fluchtmöglichkeit durch den noch ungemähten Teil der Parzelle zur nächsten Deckung zu bieten. Abgelegte Kitze lassen sich durch diese alternative Arbeitstechnik jedoch nicht retten; ebenso wenig brütende Hennen.

Langfristiger Schutz

Da Rand- und Saumbereiche beim Wild besonders begehrt sind, lohnt es hier, die Nutzung zu überdenken. Randstreifen, die sich nicht gerade im Schattenbereich von Bäumen befinden, könnten zum Beispiel bei den ersten Schnitten stehen bleiben. Zum dritten Schnitt wäre dieses eher extensive Material noch geeignet, um in Form von Wickelballen strukturreiches Futter für die Jungvieh- und Trockensteher-Fütterung zu gewinnen.

Mehrjährige Rückzugs- und Saumflächen locken wild lebende Tiere aus der intensiv genutzten Fläche und entschärfen ebenfalls die Problematik. Auch Blühstreifen können nicht nur schön aussehen, sie helfen auch bei der Mähstrategie ,von innen nach außen‘, da sie das Wild quasi anziehen. Ansprechpartner zu Förderungsmöglichkeiten und weiteren regionalen Programmen sind die Unteren Landschaftsbehörden, die Kreisstellen der Landwirtschaftskammer NRW sowie die Stiftungen Rheinische bzw. Westfälische Kulturlandschaft. Dr. Klaus Hünting, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Gregor Klar, Landesjagdverband NRW