Deutliche Worte auf dem Bäuerinnenforum

Über Landwirtschaft zwischen Welternährung und Nachhaltigkeit diskutierten gut 100 Landfrauen auf dem Bäuerinnenforum des Deutschen Landfrauenverbandes in Berlin. Außerdem bezogen Politiker Stellung zur künftigen Agrarpolitik.

Was kann die Bundestagswahl im September 2017 für die Landwirtschaft bringen? Und wie kann die Ernährungssicherung der Weltbevölkerung gestaltet werden? Das waren die beiden zentralen Fragen auf dem Bäuerinnenforums des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv) auf der Grünen Woche am Samstag in Berlin.

„Derzeit sind viele Akteure in der Agrarbranche frustriert“, skkizierte Brigitte Scherb, dlv-Präsidentin, vor gut 100 Teilnehmern die aktuelle Lage in der Landwirtschaft. Die Wertschätzung in der Bevölkerung für die Leistung der Bauern sei gering und wirtschaftlicher Erfolg werde unterdrückt. „Wir brauchen eine Basis, auf der wir wirtschaftlich handeln können“, forderte Scherb. Sie gab sich auch selbstkritisch: „Wir müssen uns den Debatten über Landwirtschaft stellen. Sehen wir die Skandale als Chance, uns zu verbessern.“

Die Weltbevölkerung ernähren

Wie die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung vor allem in Asien und Afrika gesichert werden kann, darüber informierte Prof. Dr. Matin Qaim vom Lehrstuhl für Welternährungswirtschaft und ländliche Entwicklung der Universität Göttingen. Theoretisch reiche die weltweite Nahrungsmittelproduktion aktuell zur Ernährungssicherung. Der Hunger in Asien und Afrika sei ein Verteilungsproblem. Um in einigen Jahren fast 10 Mrd. Menschen ernähren zu können, sei die weltweite Ertragssteigerung die wichtigste Stellschraube.

Gemeinsame Position aller Bauern

„Wir brauchen eine Idee für die Landwirtschaft der Zukunft“, forderte Jan Plagge, Präsident von Bioland. Er sprach sich für eine gemeinsame Position der Bauern gegenüber der Politik aus: „Sonst verlieren wir viel Geld aus dem Agrarbudget.“ Zudem müssten die gesellschaftlichen Leistungen der Bauern verstärkt in den Blick gerückt werden. Es sei zu klären, wie diese messbar gemacht werden. Beim Tierwohl sollten staatliche Kontrolleure nicht nur in Akten schauen, sondern auch in den Stall.

Politiker beziehen Stellung

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion stellten sich die Bundestagsabgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD), Alois Gerig (CDU/CSU) und Dr. Kirsten Tackmann (Linke) sowie die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken den Fragen der Landfrauen.

Priesmeier stelle die an die Fläche gekoppelten Agrarzahlungen in Frage. Wer Geld vom Staat bekomme, müsse auch öffentliche Leistungen erbringen.

Die Union brauche keine Agrarwende, dafür plädierte Gerig). Dem Verbraucher müsse vermittelt werden, dass er mit dem Griff ins Lebensmittelregal mitentscheiden kann, wie die Ware produziert wird. Dazu sei mehr Kommunikation notwendig, eventuell auch gefördert mit öffentlichen Mitteln.

Ulrike Höfken sprach sich deutlich für den Erhalt der ersten Säule bei der Agrarförderung aus. Sie sei ein Bindeglied für die europäische Agrarpolitik.

Dr. Kirsten Tackmann suchte den Grund für die schlechte Lage der Landwirtschaft nicht nur beim Verbraucher: Die Bodenpreise schießen durch außerlandwirtschaftliche Käufer in die Höhe und Handel sowie Schlachthöfe verdienen noch Geld bei geringen Markt- und Erzeugerpreisen. Es seien andere Machtverhältnisse am Markt durchzusetzen. Denn die Rahmenbedingungen scheinen nicht auf der Seite der Landwirte zu stehen.

Im Schlusswort forderte Petra Bentkemper, Mitglied des dlv-Präsidiums, klare politische Rahmenbedingungen im Agrarbereich, damit die Familienbetriebe für eine nachhaltige Landwirtschaft Planungssicherheit haben. An die Bäuerinnen richtete sie den Appell: „Sehen wir es als Chance, dass die Öffentlichkeit sich aktuell für die Landwirtschaft interessiert.“ Prö