Wer soll das bezahlen?

Viele hehre Worte – acht Seiten lang – beschreiben die Zukunft der Schweinehaltung, wie sie den Ministern aus NRW und Niedersachsen vorschwebt. Dabei ist die grüne Ideologie nicht frei von Widersprüchen.

Viele hehre Worte – acht Seiten lang – beschreiben die Zukunft der Schweinehaltung, wie sie den beiden Landwirtschaftsministern aus NRW und Niedersachsen vorschwebt.

Auf den ersten Blick klingt die Botschaft harmlos. „Wir wollen eine gute Zukunft für eine leistungs- und wettbewerbsfähige bäuerliche Landwirtschaft, die von selbstständigen Familienunternehmen geprägt wird“ – welcher Landwirt könnte das nicht vorbehaltlos unterschreiben?

Doch auf den zweiten Blick birgt das Papier Sprengkraft: Reduzierung der Viehbestände, wenn die vorhandene Gülle- Ausbringfläche nicht ausreicht, schrittweiser Ausstieg aus dem Schwanzkupieren, Tierschutzziele des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats politisch vorantreiben – da stehen nicht nur flächenarmen Veredlungsbetrieben die Haare zu Berge.

Dabei ist die grüne Ideologie nicht frei von Widersprüchen, Tierschutz konkurriert mit Umweltschutz. Außenklimaställe sollen als Allheilmittel gegen Schwanzbeißen und Tierkrankheiten gefördert werden – auch wenn sie unter Immissionsaspekten nach jetzigem Recht nicht genehmigt werden dürfen.

Stinkt ein Außenklimastall weniger als ein zwangsbelüfteter Stall? Was dazu wohl die Anwohner nach der ersten Euphorie sagen? Und wenn Minister Remmel bei großen konventionellen Ställen die Nachbarn durch Abluftfilter vor den angeblich ach so gefährlichen Bioaerosolen schützen will – warum sollte das bei einem Außenklimastall gleicher Größe überflüssig sein?

Dass Landwirte sich mehr Tierwohl nur leisten können, wenn die Preise steigen, haben die grünen Minister mittlerweile eingesehen. Doch setzen sie bei der Finanzierung auf ungedeckte Schecks: Eine Milliarde jährlich soll der Bund von den EU-Prämien rausrücken. Flächenprämie fürs Tierwohl – da werden sich die Ackerbauern freuen.

Den weitaus größeren Teil, etwa 2 bis 4 Mrd. € (pro Jahr!), soll der Lebensmittelhandel beisteuern. Wer miterlebt hat, wie zäh und schwierig die Verhandlungen bei der Finanzierung der Initiative Tierwohl sind und waren – und da geht es „nur“ um rund 100 Mio. € – kann den Ministern nur Realitätsverlust attestieren.

Der viel beschworene Dialog mit der Landwirtschaft steht auf wackeligen Füßen. Vertrauen sieht anders aus. Gut, dass so viele Bauern, auch aus dem Rheinland und aus Niedersachsen, Flagge gezeigt haben bei der kurzfristig geplanten Demo in Münster. Damit haben sie den Ministern vor Augen geführt, dass es bei ihren Plänen für die Schweinehaltung nicht um ein Planspiel am Reißbrett geht, sondern um die Existenz von vielen Höfen und Familien.