Ein Trauerspiel mit Folgen

Bereits zum zweiten Mal hat die EU die Wiederzulassung von Glyphosat verschoben. Wenn selbst dieser seit 40 Jahren zugelassene Wirkstoff scheitert: Haben dann neue Pflanzenschutzmittel überhaupt noch eine Chance auf Zulassung?

Das Gezerre geht weiter. Bereits zum zweiten Mal hat die EU die schon seit Jahren sehr kontrovers diskutierte Wiederzulassung des Totalherbizides Glyphosat verschoben.

Das „Zünglein an der Waage“ war am vergangenen Donnerstag die drohende Enthaltung der Bundesregierung, weil sich SPD und Union nicht einig wurden. Umweltministerin Dr. Barbara Hendriks und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatten angekündigt, dass sie einer Zulassungsverlängerung wegen „ungeklärter gesundheitlicher Risiken“ nicht zustimmen würden.

Woher kommt dieser Sinneswandel? Noch vor Wochen waren sich die Politiker der Koalition in ihrer Bewertung einig. Die Faktenlage hat sich seitdem nicht geändert. Hat die SPD angesichts der schlechten Umfragewerte etwa schon in den „Wahlkampfmodus“ geschaltet?

Mit der Kehrtwende der SPD geht das politische Trauerspiel in die nächste Runde – womöglich mit fatalen Folgen für Landwirtschaft und Umwelt:

  • Glyphosat hat für den Landwirt zahlreiche ökonomische Vorteile. Ohne den Wirkstoff wird die Bekämpfung von Unkräutern und Ausfallgetreide deutlich teurer. Und dies bei ohnehin niedrigen Erlösen im Ackerbau.
  • Auch bodenschonende nachhaltige Anbaumethoden, wie beispielsweise die Mulchsaat, sind auf den Wirkstoff angewiesen. Im Extrem muss wieder auf den Pflug zurückgegriffen werden – mit negativen Folgen für den Erosionsschutz.
  • In der Unkrautbekämpfung kommen bei einem Verbot unter Umständen umweltkritischere Pflanzenschutzmittel oder Mischungen mehrerer Mittel zum Einsatz. Zudem steigt die Gefahr von Resistenzen.

Fatal ist vor allem die Richtung, in die der Schritt weist. Wenn selbst dieser seit 40 Jahren in Gebrauch befindliche und intensiv untersuchte Wirkstoff an den Zulassungshürden scheitert: Haben dann zukünftige neue Pflanzenschutzmittel überhaupt noch eine Chance auf Zulassung?

Die SPD sollte dringend zu einer rein wissenschaftlichen, faktenbasierten Bewertung zurückkehren. Über eine Wiederzulassung mit schärferen Anwendungsbestimmungen lässt sich streiten. Mit einem Totalverbot ist jedoch keinem geholfen, weder der Landwirtschaft noch der Umwelt.