Deutsches Milchkontor: Alles in Ordnung?

Auf der außerordentlichen Vertreterversammlung des Deutschen Milchkontors (DMK) gab es ein großes Abnicken für Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Und das, obwohl die Leistung der Genossenschaft alles andere als befriedigend ist.

Wer bei einer demokratischen Abstimmung unterliegt, hat das Ergebnis zu akzeptieren, auch wenn es ihm nicht passt. Diese unbequeme Wahrheit müssen auch diejenigen Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Milchkontors (DMK) anerkennen, die bei der außerordentlichen Vertreterversammlung fast nichts von dem erreicht haben, was sie ursprünglich wollten.

Statt der DMK-Spitze die Gelbe Karte zu zeigen und Veränderungen einzufordern, hat die große Mehrheit der Delegierten Unterstützung bekundet – für Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Obwohl die Leistung der Genossenschaft alles andere als befriedigend ist.

Dieses Signal ist trügerisch. Die Probleme des Milchkontors und seiner Mitglieder bleiben. Tausende Genossen leiden darunter, dass die größte deutsche Molkerei in der Auszahlung den Konkurrenten hinterherhinkt, und das schon lange. Über Jahre hinweg wurde immer wieder versprochen, dass es bald besser wird, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein Großteil der DMK-Mitglieder steckt in einer existenziellen Krise, und daran hat die Molkerei ihren Anteil.

Versäumt haben die Vertreter, ihrer ehren- und hauptamtlichen Spitze einen klaren Auftrag zur Veränderung zu geben. Vielmehr scheinen sie sich in ihr Schicksal zu ergeben. Sie nehmen zur Kenntnis, was die Führung vorgibt. Das zeugt nicht von besonderem Gestaltungswillen.

Vorstand und Aufsichtsrat beim DMK kennen recht genau die Kostenstrukturen des eigenen Unternehmens und die der Konkurrenz. Da gibt es einiges zu tun. Natürlich sind sehr große Investitionen getätigt worden, die finanziert und abgeschrieben werden müssen. Aber das ist weder aktuell noch auf lange Sicht nur beim DMK so. Der Schlüssel zum Erfolg liegt wohl eher bei anderen Kostenblöcken, wie zum Beispiel bei Personal und Organisation, sowie auf der Erlösseite. Wettbewerber mit besserer Leistung haben früher und erfolgreicher auf Drittlandsexporte und Markenware gesetzt. DMK läuft hinterher.

Das „überzeugende Votum für die Fortsetzung der Gesamtstrategie“, wie die Molkerei selbst die Ergebnisse der außerordentlichen Vertreter­ver­samm­lung deutet, verschleiert darüber hinaus, dass manche einfach schon resigniert haben. Fast 10 % der Milchmenge stehen in Kündigung. Tatsache ist auch, dass sehr viele DMK-Mitglieder schlichtweg keine Möglichkeit mehr haben, den Marktpartner zu wechseln. In vielen Regionen gibt es überhaupt keinen Wettbewerber mehr, in anderen Gegenden sind nur noch Milchhändler ohne eigene Verarbeitung unterwegs. Die können in Zeiten struktureller Überschüsse gar nichts „reißen“, weil sie nur den Spotmarkt bedienen. Und der liegt gerade komplett am Boden.

Die „Abstimmung mit den Füßen“ bleibt dem Deutschen Milchkontor unter solchen Umständen erspart. Die hätte wohl ein anderes Ergebnis.