Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiges Industrie- und Agrarland. Die mittelständische Land- und Ernährungswirtschaft bietet rund 400.000 Arbeitsplätze. Sie schaffen Wertschöpfung und Ernährungssicherheit. „Ich möchte diese mittelständischen Unternehmen unterstützen – damit sie nicht abwandern und Zukunftsinvestitionen tätigen“, sagte Mona Neubaur (Grüne) auf dem Kreisverbandstag Münster des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes.
Der NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin sowie stellvertretenden Ministerpräsidentin ist aber bewusst, dass die hohen Energiepreise eine herbe Belastung für die Wirtschaft sind. Im Ausbau der Erneuerbaren Energien spielt sie der Landwirtschaft eine wichtige Rolle zu – und sieht wirtschaftliches Potenzial für Landwirte.
Mehr Biomasse-Energie
Zum einen bei der Kraftwerkstrategie. Vereinfacht erklärt: Künftig soll Energie vor allem aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind kommen. Wenn nicht genügend Sonnen- und Windenergie zur Verfügung steht, sollen zeitweise Kraftwerke einspringen und Energie aus Gas produzieren. Dabei berücksichtigt die Bundesregierung aktuell Biogasanlagen überhaupt nicht. „Da stellt sich die Frage, warum wir das Biomassepotenzial nicht heben. Es wäre eine Chance für Landwirte, weil sie die Flächen dafür haben“, sagte Neubaur. Weil ihr das wichtig ist, will NRW diese Woche eine Bundesrats-Initiative dazu einbringen. Dafür bekam sie auf dem Kreisverbandstag Zuspruch, aber auch den Wunsch nach Planungssicherheit.
Fokus auf Agri-PV
Zudem sieht die Ministerin im Bau von Windenergieanlagen sowie Photovoltaik (PV)-Anlagen eine Einkommenschance für Landwirte. Bei Freiflächen-PV-Anlagen plädiert sie für Agri-PV-Anlagen, damit sich die knappe Fläche in NRW mehrfach nutzen lassen.
Der Nutzungskonflikt zwischen Lebensmittel- und Energieproduktion auf der Fläche zeigte sich auch in der Diskussion: Ein Landwirt forderte, zunächst auf allen Dächern PV zu installieren, bevor Anlagen auf Landwirtschaftsfläche entstehen. Ein anderer mahnte, dass der Netzausbau zügiger laufen müsse. Teilweise seien Dach-PV-Anlagen fertig montiert, sie könnten aber keinen Strom einspeisen, weil die Netzkapazitäten es nicht hergeben. Das machte Neubaur hellhörig: „Das ist zweifelsohne ein Knackpunkt. Bitte schicken Sie mir diese Geschichten aus dem wahren Leben zu. Sie helfen mir bei den Diskussionen mit Kommunen und Energieunternehmen.“
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