Gemeinsam statt einsam

Wie gelingt es, den immer älter werdenden Menschen, den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben im Alter zu erfüllen? Diese Frage beschäftige eine Tagung in Euskirchen unter dem Motto „Wohnen konkret“.

Menschen wünschen sich, in der Lebensphase „Alter“ - unabhängig vom Pflegebedarf - selbstbestimmt zu leben. Viele suchen eine Alternative zu stationären Pflegeeinrichtungen und können sich ein Leben in der Gemeinschaft vorstellen.

Doch gegenwärtig fehlt es häufig an geeigneten Angeboten. Insbesondere im ländlichen Raum fehlt es an entsprechenden Wohnformen.

Wie gelingt es, den immer älter werdenden Menschen, den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben im Alter in der gewohnten Umgebung zu erfüllen? Unter der Überschrift „Wohnen konkret“ ging es vergangenen Mittwoch auf einer Tagung in Euskirchen um innovative Wohnformen im ländlichen Raum.

Zurück zu "Tante Emma"

„Wir brauchen Strukturen, die den älteren Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen“, mahnte Gesundheitsministerin Barbara Steffens. Als größte Herausforderung im Demographieprozess sieht sie die Aufgabe, die vielerorts weggebrochenen Strukturen wieder herzustellen und für Mobilität auf dem Lande zu sorgen. Kommunen wie Bürger sind gefragt, Einsatz zu zeigen.

Zum Beispiel wieder Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen – etwa durch Tante-Emma-Läden, rollende Lieferanten oder Hofläden. Weiter müssen die medizinische Versorgung und die Pflege gesichert sein. Auch kulturelle Angebote und einen aktives Vereinsleben benötigt die älter werdende Gesellschaft.

Ihr Appell an die gut 50 Vertreter aus Städten und Gemeinden, von Pflegedienstleistern und Seniorenverbänden lautete: „Gemeinsam für die Menschen in NRW Modelle zu finden, die ihren Bedarfen und Bedürfnissen entsprechen.“

Beispiele für innovative Wohnformen

Gemeinschaftliches Wohnen,
Wohnen mit Versorgungssicherheit,
Mehrgenerationshäuser,
Wohnen mit der Nachbarschaft,
Geschlechter- oder gruppenspezifisches Wohnen

Projekte des innovativen Wohnens

Wie solche Modelle aussehen können, erfuhren die Teilnehmer im Anschluss. Drei Referenten stellten ihre Beispiele vor.

  • Umgebautes Krankenhaus

Ursula Meht stellte ein Senioren-Projekt im Kloster am Standort Bornheim-Merten, Rhein-Sieg-Kreis, vor. Sie berichtete, dass 80 Menschen in dem ehemaligen Krankenhaus untergebracht werden. Geplant sind elf Wohnungen (35 bis 65 Quadratmeter), Ende 2016 soll die Anlage bezugsfertig sein. Als Besonderheit hob sie die vielfältigen Wohn- und Lebensräume des Projektes hervor: Wohnungen für Senioren, Kindertagesstätte, Kulturcafe, Therapiebad, Mutter-Kind-Haus.

  • Demenz-Wohngemeinschaft

In Hilden, Kreis Mettmann, hat Anne-Katrin Savelsberg zusammen mit drei Gesellschafterinnen die „Villa Hoxbach“ gegründet. Die Idee, die sie getrieben hat, ist aus der Not heraus geboren. Da ihre Mutter an Demenz erkrankt war und in dem bisherigen Heim ihrer Auffassung nach keine ausreichend gute Betreuung erfahren hat, suchte Anne-Katrin Savelsberg eine Alternative. 2015 gründete sie mit drei weiteren Angehörigen von Demenzkranken die Villa Hoxbach GbR. Heute leben vier Bewohner in der privaten Seniorengemeinschaft.

  • Alternatives Wohnen

Uli Binder und Dr. Horst Teschke aus Erftstadt, sind zwei Gründungsmitglieder des Vereins „Alternatives Wohnen Erftstadt“. Die eigene Erfahrung mit ihren Eltern gab ihnen den Stein des Anstoßes. Denn es fehlte ihnen an Lösungen für Menschen, die nicht ins Heim müssten, aber auch nicht mehr allein zu Hause leben können. Mittlerweile setze der Verein drei gemeinschaftliche Senioren-Wohnprojekte in die Tat um. Alle Wohnungen sind Eigentumswohnungen. Davon sind zwei Drittel Eigentum und ein Drittel vermietet. rk

Mehr zum Thema Seniorenwohnen lesen Sie in der Wochenblatt-Folge 22.