Empfang aus dem Erdreich

Ein sonderbares Gespann fuhr dieser Tage über Äcker und Wiesen im Südwesten Paderborns. Das Rätsel löste nun der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auf: Es waren Archäologen bei der Arbeit.

Legt da jemand Mais? Jetzt? Mitten im Winter? Mit einem Quad? Und überhaupt: Was wird da für ein sonderbares Gerät übers Feld gezogen? – So mag es manchem durch den Kopf gegangen sein, der dieser Tage den Südwesten Paderborns passierte und auf Feldern an der Barkhauser Straße dieses sonderbare Gespann beobachtet hat.

Dahinter verbirgt sich, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mitteilt, eine archäologische Untersuchung der Felder und Äcker. An der Barkhauser Straße soll in Kürze ein Gewerbegebiet entstehen. Bevor die Flächen überbaut werden, hat ein Wissenschaftlerteam aus Österreich gemeinsam mit Experten des LWL überprüft, ob sich archäologische Funde im Erdreich befinden.

Sensoren reagieren auf Magnetfeld

Die Forscher griffen nicht zu Spaten, Spachtel und Pinsel, sondern zur „Magnetometrie“: Mit dieser Methode können minimale Veränderungen im Erdmagnetfeld festgestellt werden, die auf Mauern, Gruben oder Gräben im Erdreich hindeuten.

Das am Quad angehängte Gerät weist acht magnetometrische Sensoren auf. Werden sie über das Gelände gezogen, können sie die entsprechenden „Boden-Signale“ auswerten und in digitale Bildkarten wandeln. Aber, so stellt der LWL klar: „Was nach Freizeitvergnügen aussieht, ist harte Arbeit.“

Der Südwesten Paderborns ist unter Archäologen gut bekannt. Bereits in den 1970er Jahren fanden sich dort Besiedlungspuren der Eisenzeit und des Mittelalters. Von 1998 bis 2003 wurde dort ein vorzeitlicher Siedlungsplatz ergraben und dokumentiert. Und erst vor wenigen Jahren wurden – ebenfalls auf einer Fläche an der Barkhauser Straße – Öfen, Gruben, Pfostenpuren und Keramik entdeckt, so der LWL. „Deshalb wollen die Archäologen nun sichergehen, wie groß die Ausdehnung dieser Siedlung ist, die direkt neben den für das neue Gewerbegebiet vorgesehenen Flächen liegt.“

Analyse geht fix und ohne Zerstörung

Die Analyse von 80 ha Fläche war mit Quad und Sensor-Anhänger an einem Tag erledigt. Mit den bislang gängigen Methoden hätte es deutlich länger gedauert. „Mit den Ergebnissen können wir der Stadt Paderborn als Investor schnellere und größere Planungssicherheit bei der Erschließung des Bauvorhabens ermöglichen“, streicht Dr. Martin Kroker, Leiter des Museums in der Kaiserpfalz und der Paderborner Stadtarchäologie, einen Vorteil heraus.

Ein weiterer Vorteil: „Wir können wichtige Erkenntnisse gewinnen, ohne die Bodendenkmäler in der schützenden Erde zu stören", erläutert Jakob Kainz vom Projektteam. Ob tatsächlich archäologische Spuren im Boden gefunden worden sind, ist derzeit noch nicht bekannt und wird sich erst nach Bearbeitung der digitalen Ergebnisse zeigen. Str.