Zerbrechliche Kunst

In Lette bei Coesfeld gibt es seit zwei Jahrzehnten das „Glasmuseum Alter Hof Herding“.

Aus Quarzsand, Kalk und Soda entsteht Glas. Die drei Zutaten, ergänzt um Farbzusätze, ergeben einen Werkstoff mit schier unbegrenzten Möglichkeiten – und das nicht nur für Haushalt, Architektur und Industrie. Was kreativen Köpfen so alles eingefallen ist und einfällt, um aus Glas etwas Besonderes zu gestalten, kann seit zwei Jahrzehnten auf einem ehemaligen Bauernhof im münsterländlichen Lette bestaunt werden: im „Glasmuseum Alter Hof Herding“.

Die Stiftung eines Unternehmer-Ehepaares

Es ist eines der wenigen Museen Westfalens sich in privater Trägerschaft. Das Museum geht auf die Initiative des Coesfelder Unternehmerehepaares Kurt und Lilly Ernsting zurück. Sie haben vor einem halben Jahrhundert begonnen, von Coesfeld aus die Textilhandelskette „Minipreis“ / „Miniladen“ aufzubauen, die seit gut 25 Jahren den Namen „Ernsting’s Family“ trägt. Aus Erträgen der Unternehmenskette finanziert sich eine Stiftung, die die Eheleute Ernsting in den 1990er Jahren ins Leben gerufen haben.

Eines der ältesten Projekte der Stiftung ist das Kulturzentrum „Alter Hof Herding“ in Lette, für das ein ehemaliger landwirtschaftlichen Betrieb umgebaut wurde. Neben dem Hauptgebäude wurde 1996 das nagelneue Glasmuseum errichtet. Dort gibt es ausschließlich moderne Kunstwerke aus und mit Glas zu sehen. Die Sammlung umfasst mehr als 1800 Glasobjekte aller Art und Größe, die teils im Glasmuseum, teils im eigens eingerichteten Glasdepot uf dem benachbarten Höltingshof zu sehen ist.

Glas, Haut und Kleidung

Seit der Eröffnung hat das Glasmuseum Alter Hof Herding rund 80 Ausstellungen ausgerichtet, etwa mit grell leuchtendem Neonglas und gesponnenem Glas, mit „gläserner Kleidung“ und „gläserner Männerhaut“. Namhafte Glaskünstler und -gestalter aus den Niederlanden, Dänemark, Estland, Polen oder Tschechien konnten sich im Münsterland präsentieren. Überdies gab es Ausstellungen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, der Glasfachschule Zwiesel oder der Glaskunstzentren Coburg und München.

Das Museumsteam nutzt nun das kleine Jubiläum für einen bilanzierenden Blick zurück. „Wer hätte das gedacht!“ – so lautet der staunende Titel der Sonderschau, die Neuerwerbungen der zurückliegenden zehn Jahre zeigt.

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Das Glasmuseum in Coesfeld-Lette (Navi-Adresse: Bergstraße) ist mittwochs und samstags jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Museum und das Depot kostet für Erwachsene 3 €. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt. Führungen – auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten – können vereinbart werden unter Tel. (0 25 46) 93 05 11.

www.ernsting-stiftung.de

Text: Gisbert Strotdrees