Patronenhülsen, Stacheldraht und brennende Häuser – daneben liegt das Jesuskind in seiner Krippe. Die Frage drängt sich den Besuchern der 83. Telgter Krippenausstellung förmlich auf: Ist Weihnachten trotz Krieg möglich?
„Weihnachten und Frieden sind eng verwoben“, sagt Anja Schöne, Leiterin des Museums. „Da folgt der Gedanke an Krieg natürlich auch.“ Nicht nur der Konflikt in der Ukraine, sondern auch andere aktuelle Konflikte sowie Erinnerungen an vergangene Weltkriege finden sich in der Ausstellung wieder.
Eine Friedenstaube aus Papier baumelt wortwörtlich „am seidenen Faden“. Auf einer Seite ist sie mit Zeitungsmeldungen vom Angriffskrieg auf die Ukraine beklebt, auf der anderen wird der Gegenangriff der UN verkündet. „Kunst darf viel“, sagt Schöne. „Das muss eine Ausstellung aushalten.“
375 Jahre westfälischer Frieden
Anlass für das diesjährige Thema „Weihnachtsfrieden“ war das 375. Jubiläum des westfälischen Friedens. Über 90 Laien, professionelle Künstler und Kinder haben Krippen für die Ausstellung gefertigt. Sie sind zwischen drei und 95 Jahre alt und kommen aus ganz Deutschland, vereinzelt auch aus dem Ausland. „Uns haben dieses Jahr viele moderne, mediengestalterische Arbeiten erreicht“, erzählt Schöne. Aber auch klassische Krippenliebhaber kommen im Museum auf ihre Kosten. „Das wichtigste ist uns, dass die Kunst neu geschaffen wurde, also zeitgenössisch ist“, sagt Schöne.
800 Jahre Krippen(-spiel)
Ein weiteres Jubiläum prägt einige Krippen der Ausstellung: Denn es heißt, dass der Heilige Franz von Assisi vor 800 Jahren erstmals eine Weihnachtsmesse mit Krippenspiel feierte. „Damit machte er Jesus nahbar, und für die Menschen physisch greifbar“, erklärt Schöne.
Sie freut sich über die große Vielfalt der 110 ausgestellten Krippen. „Hier finden sich auch Krippen, die nach münsterländer Holzstall, statt nach Bethlehem aussehen“, sagt Schöne. „Wie schon bei Franz von Assisi werden die Krippen bei uns lebendig und nah.“
Damit sollen Jesus und Weihnachten symbolisch bei uns einziehen – trotz und gerade im Angesicht des Kriegs.
Infos für Besucher
Die Ausstellung kann bis zum 28. Januar dienstags bis sonntags zwischen 11 und 18 Uhr besucht werden. Vom 25. Dezember bis Neujahr gelten abweichende Öffnungszeiten von 14 bis 18 Uhr. Am 24. und 31. Dezember bleibt das Museum geschlossen.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene ab 21 Jahren 7 €.
www.museum-telgte.de
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