Im Westmünsterland fliegen Flamingos

Jetzt im Juli lassen sich im Zwillbrocker Venn in Vreden (Kreis Borken) die rosa gefiederten Vögel und ihr Nachwuchs beobachten.

Ganz weit im Westen Westfalen liegt das Zwillbrocker Venn. Das rund 180 Hektar große Natur- und Vogelschutzgebiet schmiegt sich zehn Kilometer westlich von Vreden direkt an die deutsch-niederländische Grenze. Wo einst Torf abgebaut wurde, entstand ein flacher See, der einige biologische Besonderheiten zu bieten hat.

Rund 16.000 Lachmöwen bilden die größte Möwen-Kolonie Deutschlands abseits der Küsten. Nebenan sind 50 Flamingos zu Hause. Rund ein Dutzend Paare brütet hier jährlich – nördlicher als nirgends sonst auf der Welt. Durch den Kot der Möwen ist das Wasser so nährstoffreich, dass jede Menge Kleinstlebewesen im Wasser unterwegs sind: Futter für die Flamingos.
Mit einem Fernglas im Gepäck lassen sich die Tiere beobachten. Für die Flamingos muss man im Sommer kommen – möglichst bis Ende Juli. Im Herbst zieht es sie in den Südwesten der Niederlande.

Ein sechs Kilometer langer Wanderweg führt rund um den See. Unterwegs lässt sich auf Infotafeln Wissenswertes nachlesen und Aussichtskanzeln ermöglichen den Blick über das flache Gelände.

Grau wie Gänse

Wer die jungen Flamingos sucht, dem gibt der Geschäftsführer der Biologischen Station Zwillbrock, Dr. Dietmar Ikemeyer, einen Rat: „Halten Sie nicht nach roten Vögeln Ausschau!“ Junge Flamingos sind grau wie Gänse und haben auch selten ein Elternteil in der Nähe. Die kommen nur ein bis zwei Mal am Tag vorbei, um ihren Nachwuchs mit einem nahrhaften Sekret zu füttern.

Aus Zoos entflogen

„Abwehrmechanismen haben die Flamingos nicht, außer dass sie normalerweise in großen Kolonien brüten“, berichtet Ikemeyer. Er und sein Team haben aber sehr wohl Maßnahmen zum Schutz der Tiere getroffen. Dazu gehört eine intensive Bejagung des Fuchses. Denn ihn haben sie im Verdacht, in den vergangenen Jahren immer wieder die Nester leer geraubt zu haben. In diesem Jahr ist ihm das nicht geglückt. Neun junge Flamingos wachsen in Zwillbrock heran.
Aber wie kommen Flamingos ins Westmünsterland? Aus den Ursprungsgebieten in Südeuropa sind höchstens einzelne nach Zwillbrock geflogen. Die anderen – so vermuten die Experten – sind aus Zoos oder Privathaltungen entflohen.

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Ein guter Ausgangspunkt für Touren ins Zwillbrocker Venn ist das Besucherzentrum, das der Biologischen Station angegliedert ist. Es liegt am Ortseingang von Zwillbrock und ist von den Osterferien bis Oktober montags bis freitags von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet, samstags, sonntags und an Feiertagen von 12 bis 17 Uhr. Die Ausstellung informiert über Flora und Fauna im Venn. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2 €, für Kinder 1 €. Familien zahlen 5 €. Die Biologische Station Zwillbrock bietet ein umfangreiches Seminar- und Führungsprogramm an.

Gut verbinden lässt sich die Tour mit einem Abstecher in die Niederlande, zum Beispiel in die nur sechs Kilometer entfernte Festungsstadt Groenlo oder in den Naturpark „De Leemputten“. Dieser liegt direkt auf der anderen Seite der Grenze und lässt sich auch per Tretboot entdecken.

www.bszwillbrock.de

www.groenlo.nl

www.de-leemputten.nl

Foto: Stroetmann/Biologische Station Zwillbrock