Der fünfte Weg

Auf einem neuen überregionalen Weg von Bielefeld nach Wesel können Wanderer den Spuren der Jakobspilger durch Westfalen folgen.

In der Wallfahrtsstadt Telgte, Kreis Warendorf, wurde kürzlich der fünfte Jakobsweg von Bielefeld nach Wesel eröffnet. Er geht auf eine Initiative der Altertumskommission für Westfalen zurück, einem Zusammenschluss von Archäologen und Altertumsforschern unter dem Dach des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Mitarbeiter der Kommission haben seit 2002 insgesamt fünf Pilgerrouten durch Westfalen erkundet. Sie sind mit dem europaweit geltendem Signet, der gelben stilisierten Muschel auf blauem Grund ausgeschildert. Die Pilgerrouten führen

  • von Osnabrück nach Wuppertal,
  • von Höxter nach Bochum,
  • von Marburg über Siegen nach Köln,
  • von Minden nach Soest und
  • von Bielefeld nach Wesel – es ist die jüngste, nun eröffnete Strecke. Sie ist rund 195 km lang, beginnt an der Nicolaikirche in Bielefeld und führt über Warendorf, Telgte, Münster, Coesfeld und Borken bis an den Rhein. In Wesel schließt der Weg an eine Trasse des Landschaftsverbandes Rheinland an. Er ist bis Santiago de Compostela durchgehend ausgeschildert.

Pilgern mit der App

„Pilgerwelten“ im Museum
Zur Eröffnung der neuen Strecke hat das „Religio – Westfälische Museum für religiöse Kultur“ in Telgte eine Sonderausstellung zum Thema erarbeitet. Unter dem Titel „Pilgerwelten“ blickt sie auf die Praxis des religiös motivierten Wanderns, die in allen Weltreligionen bekannt ist und im Christentum vor allem nach Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela sowie in die Wallfahrtsstädte der näheren Umgebung führte. Eines der wertvollsten Stücke der Telgter Ausstellung ist das Pilgertagebuch eines Adligen aus der Zeit um 1500.

Die Ausstellung ist bis zum 6. September täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr zu sehen und wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet.

www.museum-religio.de

Auch die Streckenführung der jüngsten Route ist nach Angaben der Projektleiterin Ulrike Steinkrüger an historischen Vorlagen angelehnt: „Hohlwege am Jostberg in Bielefeld oder am Daruper Berg bei Coesfeld zeugen von der historischen Nutzung mit schweren Fuhrwerken. Die tief ins Gelände eingegrabenen Relikte dokumentieren die damalige Wegesituation. Das bezeugen auch ehemalige Landwehrdurchlässe, Galgenplätze oder Sühnekreuze etwa in Tilbeck.“

Zum Gelingen des Vorhabens haben die LWL-Kulturstiftung, die Sparkasse Münsterland Ost sowie die Sparkasse Westmünsterland beigetragen. Dass es mit der Erforschung, Ausschilderung und offiziellen Eröffnung nicht getan ist, machte Landesdirektor Matthias Löb in Telgte deutlich: „Für die Pflege der Wege wird der LWL auch in Zukunft aufkommen und jährlich rund 8000 € in die Nachmarkierung investieren."

Hier geht’s lang

Detaillierte Informationen zur neuen Strecke finden sich in dem Buch „Jakobswege – Band 11: In zehn Etappen von Bielefeld über Münster nach Wesel“, ISBN 978-3-7616-2878-2, Bachem-Verlag, 192 Seiten, 14,95 €.
Die seit 2013 bestehende App für Smartphones wird um die neue Wegstrecke erweitert. Sie bietet neben der Navigation auch viele der Informationen aus dem Buch in verkürzter Form. Die App ist gratis und kann über den jeweiligen App-Store oder die Internetseite zum Wegenetz geladen werden. Weitere Informationen: www.jakobswege-westfalen.de

Text: Gisbert Strotdrees