Wer kennt es nicht: Nach einem Spaziergang durch den Wald zu Hause ankommen, Jacke ausziehen und … – da klebt etwas an der Kleidung. Ziemlich ähnlich ging es George de Mestral vor etwa 80 Jahren. Auch er kehrte von einem Spaziergang zurück und entdeckte kleine grüne Kugeln, die sich im Fell seines Hundes verfangen hatten. Sie stammten von einer Klette. Der Ingenieur George de Mestral schaute sich die Pflanze genau an – und das Prinzip ab. Dies war die Geburtsstunde für den Klettverschluss. Der Schweizer war bei Weitem nicht der Einzige – oder Erste – der sich von der Natur inspirieren ließ. In der Ausstellung „Bioinspiration“ in der DASA Arbeitswelt in Dortmund können Besucher derzeit viele Beispiele der Bionik bestaunen.
Schildkrötenstrategie
Doch von vorn. Was ist überhaupt Bionik? Einfach gesagt geht es darum, Phänomene aus der Natur auf menschliche Technik zu übertragen – so wie bei Klette und Klettverschluss. Bionik setzt sich aus den Worten Biologie und Technik zusammen. Dahinter steckt die Strategie, Wissen der Natur zu nutzen. Denn im Gegensatz zu uns, sucht diese schon seit über 4 Mrd. Jahren Lösungen für allerlei Probleme. Das nutzten auch schon die alten Römer, die sich ihre panzerartige Kriegsformation von Schildkröten abschauten.
Bis heute fließen Ideen der Natur in zahlreiche Bereiche menschlicher Entwicklung ein. Von Medizin, über Architektur bis zur Weltraumforschung. In diese und weitere Bereiche der Bionik ist auch die Ausstellung in der DASA Dortmund gegliedert. Für kleine Besucher verstecken sich zwischen den Stationen zehn Geckos. An jeder verborgenen Echse befindet sich eine Quizfrage. Haben die jungen Forscher alle richtig beantwortet, wartet eine Überraschung.
Katzengleiche Astronauten
Wie schaffen Katzen es eigentlich, aus großen Höhen zu springen und immer federleicht auf den Pfoten zu landen? Die Eleganz der Katzen hat etwas mit ihrer Körperhaltung zu tun. Beim Landen setzen sie zuerst die Vorderpfoten auf, dann stellen sie ihre Hinterbeine auf und wölben den Rücken. So fangen sie die Energie des Aufpralls ab und verletzten sich nicht. Eben dieses Prinzip hat sich auch die Raumfahrttechnik zunutze gemacht. Die Forscher entwickelten ein Dämpfungssystem, um die Kraft des Abbremsens zu minimieren, der Astronauten bei Landungen ausgesetzt sind.
Und das ist nicht die einzige Idee, die von unserer Erde ins All entsandt werden könnte. Eine Struktur aus dem Gewebe in unseren Knochen diente dem Architekten Norman Foster als Vorbild für den Bau eines Mondbasis-Modells. Der Vorteil der Struktur: Sie soll extreme Temperaturen, Meteoriteneinschläge und der starken Strahlung der Sonne trotzen.
Nützliche Mücken
Mücken sind doch wirklich zu gar nichts zu gebrauchen … oder? Doch! Ihre juckenden Mückenstiche haben der Forschung zumindest eine gute Idee geschenkt: Mücken stechen nämlich still und heimlich zu. Der Stich erfolgt ohne Schmerz, erst danach folgt das Gejucke. Ein Grund dafür sind zwei winzige Sägen im Rüssel der Mücke, die beim Einstich vibrieren. Schon seit einigen Jahren versuchen Forscher, diese Taktik auf Mikrospritzen zu übertragen. Mit einer winzigen Doppelnadel sollen zukünftig auch Arztbesuche schmerzfrei bleiben.
Auch der menschliche Körper steckt voller genialer Konstruktionen: In der DASA prangt die Zeichnung eines Grundpfeilers des Eiffelturms unmittelbar neben der eines Oberschenkelknochens. Der gebogene Aufbau beider „Beine“ wirkt extrem ähnlich. Die Geometrie unserer Knochen war vor über 140 Jahren die Lösung für folgendes architektonisches Problem: Wie konnte man das extreme Gewicht der Stahlträger auf die Pfeiler des Eiffelturms verteilen? Die Antwort: Genau so wie es die Anatomie menschlicher Beine vorgab. Simpel und genial.
Die Ideen der Natur waren für den Menschen oftmals ein hervorragender Spicker. Die DASA Dortmund zeigt eindrucksvoll, wo wir überall geschummelt haben.
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