Bauern, Blumen und barockes Landleben

"Flusslandschaft mit Landvolk", "Flämisches Dorf im Winter" oder auch "Bauern auf dem Weg vom Markt": So und ähnlich lauten die Titel der detailreichen, mitunter auch deftig-drastischen Bilder des Malers Pieter Brueghel des Älteren. Ihm und seinen Familien-Nachfahren – immerhin fünf Generationen europäischer Malkunst – ist eine hochkarätige Ausstellung in der "Städtischen Galerie" in der ehemaligen Reithalle von Schloss Neuhaus bei Paderborn gewidmet.

Für gut vier Monate sind dort mehr als 140 Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken aus dem 15 bis 17. Jahrhundert zu sehen: Biblische Darstellungen, Blumen-Stilleben, mit feinstem Strich gemalte Naturkunde-Studien, außerdem barocke Darstellungen der vier Elemente oder auch vom "Leben im Krieg" und vom "Leben im Frieden".

Spitzenwerke europäischer Kunst

Zu den Höhepunkten zählen das Gemälde "Die sieben Todsünden" des Malers Hieronymus Bosch, die "Madonna mit Kind in einer Blumengirlande", ein Gemeinschaftswerk von dem aus Siegen gebürtigen Peter Paul Rubens und von Jan Breughel dem Älteren, die sechsteilige "Bauernhochzeit" von Marten van Cleve sowie barocke Naturstudien von Jan van Kessel, der ebenfalls zur Maler-Dynastie gehörte. Sehenswert ist auch das Gemälde "Rückkehr von der Kirmes". Es stammt aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Es gehört der Fürstenberg-Stiftung in Eggeringhausen und wird im Diözesanmuseum in Paderborn verwahrt. Für diese Ausstellung wurde es von Grund auf restauriert und neu zum Strahlen gebracht.

Die vielen anderen Gemälde, allesamt Spitzenwerke europäischer Kunst, stammen aus über 40 privaten und öffentlichen Sammlungen Europas und Amerikas und waren zuvor in Tel Aviv, Rom, Breslau und Paris ausgestellt. Dass sie nun ausgerechnet und ausschließlich in Schloss Neuhaus zu sehen ist, ist den guten Kontakten der Bielefelder Galerie David zur Agentur "Global Art Exhibition" des New Yorker Kunstgaleristen Joseph Guttmann zu verdanken, der die Brueghel-Sammlung seit geraumer Zeit durch Europa touren lässt.

Unser Tipp: Besuch nicht "auf die lange Bank" schieben

Bei dem eher kurzfristigen Angebot griffen die Kulturverantwortlichen der Stadt Paderborn griffen beherzt zu – und räumten für diesen weit über Westfalen hinaus strahlenden Ausstellungshöhepunkt die Städtische Galerie am barocken Schloss Neuhaus leer. Die Planer haben sich, wie auf der Eröffnungspressekonferenz zu erfahren war, auf rund 50.000 Besucher eingestellt. Diese Erwartung darf man mit Fug und Recht "westfälisch-zurückhaltend" nennen. Denn die Spitzen-Ausstellung dürfte in den vier Monaten erheblich mehr Gäste nach Schloss Neuhaus locken. Am Ende, so viel ist schon jetzt sicher, dürfte es sehr eng in der einstigen Reithalle hinterm Schloss werden. Interessenten sei also geraten, sich möglichst frühzeitig auf den Weg zu machen.

Tipps für Besucher

Die Ausstellung "Die Brueghel-Familie" ist vom Samstag, 21. Februar, bis Sonntag, 21. Juni, in der Städtischen Galerie in der Reithalle in 33104 Paderborn-Schloss Neuhaus zu sehen. Die Ausstellung ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet pro Person 9 €, ermäßigt 5 €, Audioguide-Leihe 4 €. Der Begleitkatalog (290 Seiten, Abbildungen aller ausgestellten Gemälde, fest gebunden, erschienen im Kettler Verlag Bönen) kostet 38 €.

Weitere Informationen unter Tel. (05251) 882002, www.brueghel-ausstellung.de


Text: Gisbert Strotdrees
Foto: Museum – "Rückkehr von der Kirmes" von Pieter Brueghel d.J., eine Leihgabe aus der Fürstenberg-Stiftung Eggeringhausen.