200 Jahre Westfalen: Ein Kessel Buntes?

„200 Jahre Westfalen.Jetzt!“ – eine Ausstellung in Dortmund lädt zum Rundgang durch Geschichte, Landeskunde und Kultur Westfalens und zeigt Nachdenkliches, Besonderes und Skurriles.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund blickt in einer Ausstellung auf „200 Jahre Westfalen.Jetzt!“, so der Titel. Mit mehr als 800 Exponaten erinnert die Schau an die Gründung der preußischen Provinz Westfalen 1815, an zwei Jahrhunderte westfälischer Geschichte, an die Leistungen seiner Bewohner, an die Besonderheiten und auch an die Skurrilitäten der Region.

Zu ihnen zählt etwa die „Gänseziege“ des Zoogründers Hermann Landois aus Münster. Er wollte mit diesem ausgestopften Phantasietier vor mehr als 100 Jahren Aufsehen erregen und für seinen Zoo werben. Zu sehen ist auch das Kirchenbuch aus Bellersen, das anno 1806 den Tod des Mörders und Abenteuers Johann Winkelhane verzeichnet – jenes Mörders, dessen Geschichte die Vorlage für Droste-Hülshoffs „Judenbuche“ geliefert hat. Skurril wirkt auch der Kleinstwagen der Marke Kleinschnittger, gefertigt um 1950 in Arnsberg: Das Gefährt „made in Westfalen“ hatte weder Rückwärtsgang noch Türen. Man musste – wie bei einem Kirmes-Autoscooter – von oben einsteigen.

Beitrag der Heimatvereine

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, vor allem seinem Institut für Regionalgeschichte, sowie dem Westfälischen Heimatbund, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Viele lokale Heimatvereine haben besondere Ausstellungsstücke beigesteuert:

  • den Torfstecher-Spaten aus Borghorst,
  • die Aufschnitt- Schneidemaschine, Modell „Westfalia“, aus Herscheid,
  • das Glasfenster einer Brauerei aus Dortmund-Hörde oder
  • den Trinkpokal aus Birkenholz der Bochumer Maischützen.


Das klingt alles, als sei die Jubiläumsschau zu einem Kessel Buntes geraten. Doch sie ist in mehrere Teile klar gegliedert:

  • Das Gewächshaus: Dieser Raum widmet sich der Natur, dem Land und seiner Land- und Forstwirtschaft im Wandel.
  • Die Straße: Westfalen, das Durchgangsland und Land der vielen Territorien und Grenzen, ist Thema dieses Ausstellungsteils. Er erinnert an Kiepenkerle und Wanderhandel, an Transporte, Schlagbäume und Grenzkontrollen. Die Straße ist aber auch der Ort für Festivitäten wie den Schützenaufmarsch, den Karnevalsumzug oder die Kirmes.
  • Die Siedlung: Entlang der „Straße“ sind vier Räume in Szene gesetzt: eine preußische Amtsstube, eine Kneipe, eine Bergmannswohnung und ein Jugendzimmer der Gegenwart.
  • Der Horizont: Er erzählt aus 200 Jahren westfälischer Geschichte – vom Wiener Kongress 1815, als Preußen Westfalen erhielt, über die Droste-Zeit und die Revolution von 1848 bis in die Zeit der Weltkriege und Ideologien.
  • Das Territorium: Dieser Teil ist wechselnden Themen vorbehalten. Es ist gewissermaßen eine Ausstellung in der Ausstellung. Unter der Überschrift „Aufbruch in die Moderne“ dreht sich dort zur Zeit und bis Anfang November alles um den Straßen- und Eisenbahnbau in Westfalen, um Dampf und Diesel und das Expandieren der Städte. Bis zum Ende der Ausstellungszeit wird dieser Teil zwei Mal ausgetauscht. Ab November werden Exponate rund um Wasserkraft, (Textil-)Handwerk und Industrie gezeigt. Ab Januar 2016 geht es um Heimat und Fremde, Glaubenskonflikte, Toleranz und Gewalt.

Tipps für Besucher

Die Ausstellung ist bis zum 28. Februar 2016 im städtischen Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund (Hansastraße 3) zu sehen.
Öffnungszeiten: Das Museum ist dienstags bis freitags sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr, samstags erst von 12 bis 17 Uhr.
Eintritt: Der Eintritt kostet für Erwachsene 6 €, ermäßigt 3 €. Vorschulkinder haben freien Eintritt. Wer dreimal kommen und alle drei Wandlungen im „Territorium“ (siehe Bericht) sehen will, zahlt 10 €, ermäßigt 5 €.
Katalog: Der Ausstellungskatalog mit 496 Seiten und rund 350 Abbildungen, erschienen im Verlag Aschendorff in Münster, kostet 19,90 €.
Weitere Informationen: Tel. (02 31) 5 02 55 22.

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