Gut geplant ist halb gebaut

Das Dach ist notdürftig geflickt, das Ständerwerk abgestützt und rundherum das Grün gestutzt. Gäste müssen noch zweimal hinschauen, Miriam Reuter und Torsten Lorenz erkennen in dem alten Speicher schon jetzt das Schmuckstück, das er wieder werden soll. Vor rund einem Jahr hat das Paar - sie ist Architektin, er Lehrer - den Kaufvertrag für das Gebäude samt großem Grundstück unterschrieben. Es steht auf einem Hof in Münster-Handorf. Gerade hat der Umbau zum Wohnhaus begonnen.

Viele baurechtliche Fragen

Bis sie endlich Hand anlegen konnten, mussten Miriam Reuter und Torsten Lorenz viele – vor allem baurechtliche – Fragen klären, tragfähige Pläne erstellen und auch die Bausubstanz realistisch einschätzen. Viele dieser Schritte sind für alle unumgänglich, die Umbau oder Umnutzung eines ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäudes planen. Meistens ist es ratsam, frühzeitig einen Architekten hinzu zu ziehen. Miriam Reuter hat diesen Job für das eigene Haus selbst übernommen.

Einige Punkte, die vorab zu klären waren:

  • Baurecht: Der Speicher gehört nicht mehr zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, eine Umnutzung ist deshalb erschwert. Den Rahmen dafür gibt § 35 des Baugesetzbuches vor. Die Bauherren erreichten, dass die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt Münster das Gebäude als „das Bild der Kulturlandschaft prägend“ einstufte. Das war die Basis für die Genehmigung von Umnutzung und Umbau. Die Zahl der Wohneinheiten ist bei derart klassifizierten Gebäuden übrigens nicht begrenzt.

  • Erschließung: Für die Baugenehmigung müssen die Zufahrt zum Grundstück, die Versorgung mit Wasser und Strom sowie die Klärung des Abwasser gesichert sein.

  • Artenschutzgutachten: Immer dann wenn ein Eingriff in die Natur stattfindet, zum Beispiel durch den Neubau, Umbau oder auch Abriss eines Gebäudes, muss geprüft werden, ob geschützte Tiere oder Pflanzen beeinträchtigt oder gar geschädigt werden.

Die Liste weitere Punkte, die eine Abstimmung erfordern, ist lang. Dazu gehören zum Beispiel Rettungswege und der Brandschutz sowie gestalterische Fragen.

Nach dem Umbau stehen in Erd-, Ober- und Dachgeschoss insgesamt 217 m2 Wohnfläche zur Verfügung. 70 m2 davon wollen die Bauherren in eine Mietwohnung ausgliedern.

Finanzierung planen

Bei diesen vielen Details auch die Kosten im Blick zu behalten, erfordert Erfahrung und Akribie. Miriam Reuter und Torsten Lorenz haben die Baukosten mithilfe von Kalkulationstabellen geschätzt. Diese hält das Baukosteninformationszentrum der Deutschen Architektenkammern (BKI) bereit. Für die Sanierung von Fachwerkhäusern werden zwischen 1540 und 2320 € je m2 angesetzt. ahe

Mehr zu diesem Projekt und fachlichen Fragen, die vor einer Umnutzung zu klären sind, lesen Sie in der Ausgabe 45 des Wochenblatts ab Seite 82.