Frau Völker, Sie planen und gestalten Naturgärten. Säume anzulegen ist festes Element Ihrer Arbeit. Doch was sind Säume überhaupt? Und wo passen sie hin?
Mir gefällt folgende Definition sehr gut: „Säume sind Lebensadern der Natur entlang von Äckern, Wäldern, Gewässern, Wegen und auch Mauern und Gebäuden.“ Im Großen sind das Waldränder, Feldraine und Uferböschungen. Rund um den Hof und im Garten geht es eher um kleine Flächen, die durch langlebige Wildblumen zum Blickfang werden: zum Beispiel das Stück vor der Hauswand oder der schmale Streifen neben der Garageneinfahrt. Wie geschaffen ist auch der vermooste Bereich vor einer Hecke. Da denke ich dann: Das ist genau der richtige Platz für einen Saum!
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Das heißt, quasi jeder Standort ist für einen Saum geeignet?
Nicht ganz. Optimal sind Stellen, die sonnig, eher trocken und mager sind. Dort ist die Blütenpracht meist am größten. Es gibt aber auch für eher schattige, feuchte und etwas nährstoffreichere Standorte passende Pflanzengesellschaften. Nur wenn ein Platz mager und gleichzeitig schattig ist, wird ein Saum kaum funktionieren. Schwierig sind auch Stellen, die stark mit Wurzelunkräutern wie Quecke oder Winde belastet sind.
Wie gehe ich vor, wenn ich an meiner Hofeinfahrt oder im Garten einen Saum anlegen möchte?
In der Regel ist die gewünschte Fläche mit Gras bewachsen. Dann reicht es meist, sie mit einem Rasenschäler einmal abzuschälen. Die Grassoden werden entsorgt oder besser: an anderer Stelle wiederverwendet. Als Nächstes bringe ich eine gut 5 cm dicke Deckschicht aus. Diese besteht etwa zu drei Teilen aus Sand (oder Kies mit Feinanteilen) und zu einem Teil aus hygienisierter Komposterde. In das so vorbereitete Beet pflanze ich Initialstauden. Diese vorgezogenen mehrjährigen Wildstauden erhöhen den Blühaspekt im ersten Jahr. Denn viele Wildstauden blühen sonst erst im zweiten oder dritten Jahr. In die Zwischenräume streue ich Saatgut. Anwalzen, vorsichtig wässern, fertig! Bei Anlage im Herbst sollte ich natürlich auch daran denken, die Zwiebeln der Frühblüher in die Erde zu stecken.
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Was bewirkt die Deckschicht aus Sand und Kompost?
Wir können Saumarten nicht in eine geschlossene Wiese einsäen. Sie kämen durch den dichten Wurzelfilz der Gräser nicht durch. Doch wenn ich nur abschäle, geraten plötzlich einjährige Unkräuter wie Melden oder Disteln ans Licht und keimen. Die Deckschicht soll sie stoppen und gleichzeitig der Saumansaat beste Startbedingungen verschaffen. Sie hat aber nicht die Aufgabe, den Boden anzureichern oder künstlich abzumagern.
Nach welchen Aspekten wählen Sie die Pflanzen aus?
Meine Ideen orientieren sich an der Natur. Wenn ich am Rötelstein wandere, sehe ich zum Beispiel, wie hübsch Sterndolde und Berg-Flockenblume zusammen aussehen. Wer das nicht kann, greift auf Samenmischungen zurück. Auch in der Literatur findet man für Säume passende Pflanzengesellschaften. Wichtig ist, Wildarten zu wählen. Denn wenn im Saum vornehmlich heimische Wildformen blühen, ist er besonders wertvoll für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Sie finden hier Nektar, Pollen, Nistplätze und Winterquartiere.
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Welche Pflege benötigt ein Saum?
Ziel ist es, dass die gewünschten Arten die Fläche zügig schließen. Trotzdem kann es in den ersten zwei Jahren nötig sein, Wurzelunkräuter mehrfach zu jäten. Ansonsten ist die einzige Pflegemaßnahme im Saum der Frühjahrsschnitt. Dieser erfolgt etwa Ende März – am besten mit Sense oder Mähbalken. Die unteren 7 bis 10 cm der Pflanzen bleiben stehen. Das Schnittgut sollte entfernt werden, damit die Fläche sich nicht anreichert.
Nur einmal schneiden? Dann habe ich ja ab Herbst die trockenen Stängel da stehen…
Darüber muss man sich im Klaren sein. Doch genau in diesen Stängeln überwintern Insekten. Verblühte Samenstände dienen als Vogelfutter. Und wenn sich bei Frost der Reif darauf legt, hat das etwas sehr Ästhetisches, finde ich.
Wie lange hält ein Saum? Und was tue ich, wenn Gräser Überhand nehmen?
Auf Magerstandorten kann ein Saum sehr alt werden. Bei nährstoffreicheren Böden ist oft nach sechs bis acht Jahren die Luft raus. Meist wird der Saum mit der Zeit artenärmer und weniger blühfreudig. Um ihn dann wieder aufzuwerten, öffne ich an einzelnen Stellen den Boden und säe eine Saatgutmischung oder konkurrenzstarke Einzelarten nach. Wenn Gräser den Saumarten zu sehr auf die Pelle rücken, kann ich es mit einem Zwischenschnitt im Mai versuchen. Das hindert die Gräser daran auszusamen.
Bezugsquellen für Wildstauden oder -samen für Säume sind z. B.: saaten-zeller.de, bauer-courth.de, gaertnerei-strickler.de, rieger-hofmann.de und hof-berggarten.de
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