Wochenblatt-Leser Leon B. in M. fragt: Die Wechselrichter und weitere Elektronik meiner Photovoltaik (PV)-Anlage sind im Keller installiert. Was passiert, wenn der Keller mit Wasser vollläuft?
Die Stadtwerke Ostmünsterland antworten: Selbst wenn das Netz durch den Energieversorger abgeschaltet wurde, können die Module einer Photovoltaikanlage weiterhin Strom erzeugen, was bei Hochwasser erhebliche Gefahren birgt.
Stromspeicher und Wechselrichter unter Strom
Photovoltaikanlagen sind elektrische Anlagen, die unter Spannung stehen. Von den Photovoltaikmodulen auf dem Dach bis zum Wechselrichter im Keller wird Strom transportiert. Gerade am Wechselrichter, dem Stromspeicher und der Unterverteilung der Anlage besteht Stromschlaggefahr. Auch wenn die Unterverteilung vom Energieversorger abgeschaltet wird, stehen eventuell der Stromspeicher und der Wechselrichter im Wasser. Diese liefern auch bei abgeschaltetem Stromnetz Spannungen.
Auch in den Verbindungsleitungen zwischen Photovoltaik-Modulen und Wechselrichter liegt eine Spannung von mehreren 100 V an, oft werden sogar 1000 V erreicht. Geraten die stromführenden Teile in direkten Kontakt mit dem Wasser, besteht in der Umgebung höchste Lebensgefahr.
Gefahr durch Wasserstoffgas
Auf eine weitere mögliche Gefahrenquelle weist der TÜV Rheinland hin: Fließt durch Wasser ein elektrischer Strom, kann es durch Elektrolyse zur Bildung von Wasserstoffgas kommen. Gefährlich ist dies vor allem, wenn sich der Wechselrichter in einem schlecht durchlüfteten Kellerraum befindet. In diesem Fall sammelt sich das Gas im oberen Bereich des Raumes, bereits ein Funken kann dann eine Explosion auslösen.
So verhalten Sie sich bei Hochwasser richtig:
1. Überflutete Räume nicht betreten.
2. Wechselrichter frühzeitig abschalten: Beachten Sie aber – da im Wechselrichter DC-Leitungen verbaut sind, die sich nicht abschalten lassen, besteht auch nach der Abschaltung noch Stromschlaggefahr am Wechselrichter.
3. Lüften.
4. „Feuerwehrschalter“ zum Abschalten der Anlage nutzen: Manche Anlagen verfügen über einen eigenen „Feuerwehrschalter“. Dieser schaltet die Module nah am PV-Generator spannungsfrei. Die PV-Module produzieren jedoch weiter Strom, sobald Licht auf sie trifft. Fordern Sie am besten eine Elektrofachkraft bzw. den Anlagenerrichter an, der Ihre Anlage ordnungsgemäß abschaltet.
5. Gegebenenfalls die DC-Leitung/DC-Stecker oberhalb der Hochwasserlinie befestigen oder teilweise zurückbauen.
6. Nach dem Hochwasser: Die Anlage von einer ausgebildeten Elektrofachkraft bzw. dem Anlagenerrichter auf mögliche Schäden kontrollieren lassen.
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(Folge 1-2024)