Wochenblatt-Leserin Claudia D. fragt: An unserer 100 Jahre alten Scheune ist ein Setzriss aufgetreten. Das Gebäude ist zweigeschossig und wird als Abstellraum genutzt. Die Wände bestehen aus einschaligem Ziegelmauerwerk. Bergbau gab es bei uns nicht und es stehen auch keine Bäume in direkter Nähe des Gebäudes. Worauf kann der Setzriss zurückzuführen sein? Wie ist damit am besten umzugehen?
Wolfgang Riesner, Architekt, Petershagen, antwortet: Dass in schon lange bestehenden Mauerwerksbauten neue Setzrisse auftreten, ist in den vergangenen Jahren immer wieder zu beobachten. Regelmäßig ist der Grund dafür in Veränderungen des Untergrundes unterhalb der Fundamentsohle zu suchen. Meist sind die Risse eine Folge der Austrocknung vormals durchfeuchteter Bodenschichten. Gelegentlich finden sich im Untergrund Torfschichten oder -linsen, die bei zunehmender Trockenheit ihre Stabilität verlieren und sich unregelmäßig zusammendrücken.
Häufiger jedoch sind im Untergrund nicht torf-, sondern tonhaltige Schichten für Setzungen verantwortlich. Auch hier führt die in den vergangenen Jahren immer tiefer reichende Bodentrockenheit zu einer Volumenreduzierung.
Das Tonmaterial besteht aus dünnen, flach gelagerten Plättchen, um die herum sich ein Wasserfilm befindet. Wenn nun die Feuchtigkeit im Boden durch zu geringe Niederschläge immer mehr abnimmt, wird auch der Wasserfilm um die Tonplättchen immer dünner oder verschwindet ganz. Das Volumen nimmt ab. Dadurch werden dann die beobachteten Setzungsschäden im Mauerwerk ausgelöst. Bei sehr lang anhaltenden Regenperioden können die Tonschichten ganz allmählich auch wieder aufquellen. Das ist momentan zu beobachten.
Situation vor Ort von Fachleuten einschätzen lassen
Ich rate dazu, Fachleute aus den Bereichen Architektur oder Statik hinzuzuziehen, um die Situation vor Ort einzuschätzen. Es kann auch hilfreich sein, ein Bodengutachten erstellen zu lassen. Dabei wird durch Beprobung der Aufbau der Bodenschichten ermittelt, um danach zu entscheiden, ob es möglich ist, die Gebäudegründung bis auf Bodenschichten herunterzuführen, die nicht aus Ton oder Torf, sondern zum Beispiel aus tragfähigen Sanden bestehen. Diese ändern ihr Volumen bei Trocknung oder Durchfeuchtung nicht und bilden damit einen besseren Baugrund als tonhaltige Böden.
Wenn die Ursachen für die Setzungsrisse behoben sind, können meist die Risse entlang der Fugen im Mauerwerk mit Kalkmörtel neu ausgefugt werden. Sollten größere Risse oder stärkere Verformungen vorliegen, sollten wiederum fachkundige Menschen zur Einschätzung hinzugezogen werden. Bei der Suche nach altbauerfahrenen Fachleuten kann eine Anfrage bei der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IgB) hilfreich sein, die deutschlandweit über rund 150 Außen- und Kontaktstellen verfügt.
www.igbauernhaus.de
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(Folge 10-2024)