Fische und Pflanzen in Kombination
Gemüse nach Koks
Wie lässt sich eine aquaponische Farm auf begrenzter Fläche wirtschaftlich betreiben? Das erforscht die Fachhochschule Südwestfalen auf einer Industriebrache in Dortmund.
Aquaponik rechnet sich oft erst in größerem Maßstab, kritisiert Raumplaner Nils Rehkop. Hektargroße Flächen stehen in Städten aber fast nie zur Verfügung. Der Mitarbeiter der Fachhochschule Südwestfalen sucht zusammen mit anderen Forschenden nach kleiner dimensionierten Lösungen und rentablen Betriebskonzepten für Ballungsräume. In Dortmund sind das zwei Folientunnel von je 200 m2 Fläche.
Auf Problem-Boden
Die Produktion von Pflanzen ohne Kontakt zum Erdboden ist interessant für ehemalige Industrieflächen wie die Kokerei Hansa. Trotz Sanierung sind hier Eingriffe in den tieferen Boden untersagt. So stehen die Pflanztunnel auf Schotter und Folie. Aufgrund des besonderen Standorts werden Gemüse und Fisch aus der Anlage regelmäßig im Labor auf Rückstände kontrolliert.
Ressourcen schonen
Der Folientunnel wird durch große Wasserspeicher zum Passiv-Solarhaus. Die Sammelcontainer für Regenwasser wirken dabei ebenso als Wärmepuffer wie die langen Tiefwasser-Kultur-Beete. Die Becken enthalten Nährlösung, auf der die weißen Flöße mit Gemüsepflanzen schwimmen. Die Beete sind aus Hochbordsteinen und Kautschukfolie gebaut. Die Pflanzen bekommen nur Tageslicht.
Graskarpfen liefern Dünger
In hochgebauten Ebbe-Flut-Beeten sollen Kräuter und Gemüsearten angebaut werden. Die Pflanzen wurzeln hier in Kieseln. Der Überschuss fließt in die Sumpftanks unter den Pflanzbehältern. Eine Pumpe speist Nährlösung aus der Fischmast ein und saugt sie mithilfe von Unterdruck wieder ab. Neben den Gemüsebeeten sind mehrere Fischbassins für Graskarpfen aufgebaut. Die Ausscheidungen der Kaltwasserfische dienen als Gemüsedünger. Raumplaner Rehkop entwickelte das Anlagenkonzept zusammen mit Chemiker Rolf Morgenstern und der Aquaponik-Manufaktur. Der Bau ist gerade beendet. 2024 soll der Betrieb starten.
Ein örtlicher Gastronom ist an der Ernte aus den Folientunneln interessiert. Außerdem sollen private Haushalte künftig Parzellen pachten können – als Alternative zum Schrebergarten. Die Anlage auf der Kokerei Hansa kann besichtigt werden. Zur Internationalen Gartenausstellung 2027 präsentieren die Forscher ihre Ergebnisse.
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